Ein Anfang von Versöhnung

Experte lobt lange Gespräche des Papstes mit Missbrauchopfern

Der Leiter des Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana Hans Zollner hat das Treffen von Papst Franziskus mit drei Missbrauchsopfern aus Chile begrüßt. Um künftigen sexuellen Vergehen vorzubeugen, müsse man „von den Opfern lernen“, sagte der Jesuit dem Sender Radio Vatikan (Montag). Der Papst sei „ein großer Zuhörer“. Dies sei für viele Betroffene sehr wichtig.

Zollner lobte die Entscheidung des Papstes, mit den drei Männern ohne Zeitbegrenzung jeweils mehrere Stunden zu sprechen. Das ermögliche im Unterschied zu „fünf Minuten in einem vollen Tag“ einen tief gehenden Austausch. Es gehe auch um ein Aushalten von Schmerz, Wut, Depression und der „dunklen Nacht dieser Erfahrungen“. Daraus könne ein Anfang von Heilung und Versöhnung entstehen, so Zollner, der auch Psychologe ist.

Papst Franziskus hatte sich seit Donnerstag in mehreren zwei- bis zweieinhalbstündigen Gesprächen mit Juan Carlos Cruz, James Hamilton und Jose Andres Murillo getroffen. Die Männer waren als Jugendliche von dem heute 87-jährigen chilenischen Priester Fernando Karadima sexuell missbraucht worden. Anlass der Begegnung waren Anschuldigungen gegen den heutigen Bischof Juan Barros. Er soll den Übergriffen Karadimas teils persönlich beigewohnt, ihn aber als seinen einstigen geistlichen Mentor vor Verfolgung geschützt haben.

Zollner sagte, viele Opfer fühlten sich „zweifach bestraft“, einmal durch den Missbrauch selbst, dann aber auch durch eine abwehrende Haltung einiger Kirchenoberer, die ihre Leidensberichte „nicht offen und mit ausdrücklicher Empathie hören“ wollten.

Der Jesuit verwies weiter auf ein ähnliches Treffen von Franziskus mit Missbrauchsopfern im Juli 2014. Damals sprach der Papst ebenfalls in seiner Residenz Santa Marta mit sechs Personen aus England, Irland und Deutschland. Die Einzelunterredungen dauerten jeweils rund 30 Minuten statt.

KNA

02.05.2018 - Papst , Vatikan