Sinologin Wenzel-Teuber:

Chinas Untergrundkirche auch ohne Olympia unter Druck

Die Sinologin Katharina Wenzel-Teuber sieht Chinas Katholiken trotz des Abkommens zwischen Vatikan und Peking unter starkem Druck. Insbesondere gebe es "Zwangsmaßnahmen" gegen Priester, Ordensschwestern und Gemeinden in der nicht von Peking anerkannten "Untergrundkirche", sagte die Chefredakteurin der Zeitschrift "China heute" der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) im Interview.

Zum Fall des häufig verschleppten Untergrundbischofs Cui Tai von Xuanhua in der Region Zhangjiakou, wo unter anderem der Olympische Biathlon-Wettbewerb stattfindet, sagte sie, der Bischof sei in den vergangenen Jahren von den Behörden zum chinesischen Neujahr oft für einige Tage freigelassen worden. Allerdings wisse sie nicht, ob dies auch in diesem Jahr der Fall sei. "Mit oder ohne Olympia - in der Region um Zhangjiakou ist der Druck auf die katholische Untergrundkirche seit langem sehr hoch."

Auch seien die bisherigen Erfolge des im Herbst 2018 geschlossenen vorläufigen Abkommens zwischen Vatikan und China "begrenzt", erläutert die Expertin weiter: "Nur sechs neue Bischöfe wurden seither mit beidseitiger Zustimmung neu geweiht. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass 2018 etwa 40 Bischofssitze zu besetzen waren." Ein Anliegen des Heiligen Stuhls sei die Einheit der Kirche in China. "Aber der religionspolitische Druck hat enorm zugenommen", sagte Wenzel-Teuber. "Die Behörden versuchen, das vorläufige Abkommen zu benutzen, um die Kirche im Untergrund auszuschalten."

Die Lage in China sei zu den Olympischen Spielen "allgemein angespannt", wie generell vor Großereignissen und nicht zuletzt wegen der rigiden Null-Covid-Maßnahmen der Regierung. "Das wirkt sich auch auf die Christen aus", sagte die Sinologin. "Generell waren ja in der ganzen Pandemie religiöse Stätten oft länger vom Lockdown betroffen als viele andere Einrichtungen." Doch engagierten sich auch Katholiken als freiwillige Helfer bei den Spielen, sagte Wenzel-Teuber. "Aus Präventionsgründen müssen sie sich isolieren und dürfen nicht nach Hause - ein enormer Einsatz angesichts des Chinesischen Neujahrsfests, das jetzt in den Familien gefeiert wird."

KNA

04.02.2022 - Bischöfe , China , Vatikan