"Inakzeptable Praxis"

Flüchtlingsdienst fordert Aufnahme geretteter Bootsmigranten

In der Debatte um die Bootsmigranten vor Lampedusa hat der Jesuiten-Flüchtlingsdienst eine schnelle Lösung gefordert. „Die inakzeptable Praxis, bedürftige Menschen auf dem Meer festzuhalten, um einen politischen Verhandlungspoker mit anderen EU-Staaten zu führen, darf sich nicht wiederholen“, erklärte das von dem katholischen Orden betriebene „Centro Astalli“ am Dienstag in Rom. Die 50 Geretteten müssten schnellstmöglich in Sicherheit gebracht werden. Libyen sei kein sicheres Land. 

Die Jesuiten sehen die EU-Staaten in der Pflicht, gemeinsame Maßnahmen zu ergreifen. Die Migrationsfrage könne nicht auf dem Rücken hilfloser Menschen ausgetragen werden, „besonders solange es keine stabilen und koordinierten Rettungsaktionen auf dem Meer gibt“, so das „Centro Astalli“. 

Unterdessen liegt das italienische Rettungsschiff „Mare Jonio“, das am Montag 50 afrikanische Migranten vor der libyschen Küste von einem Schlauchboot aus Seenot barg, weiter vor Lampedusa. Das Schiff des Verbands „Mediterranea“ wartet vor der italienischen Insel auf Angabe eines sicheren Hafens. An Bord befinden sich laut „Mediterranea“ auch zwölf Minderjährige; ein Migrant mit Verdacht auf Lungenentzündung sei zur Behandlung nach Lampedusa gebracht worden. Das Schiff war am Morgen von italienischen Zollbeamten kontrolliert worden. 

Italiens Innenminister Matteo Salvini bekräftigte, die Häfen des Landes blieben geschlossen. Er sagte, die Retter hätten Anweisungen der libyschen Küstenwache ignoriert und sich zudem Richtung Italien begeben statt ins nähere Libyen oder Tunesien und ein Einfahrverbot in italienische Gewässer missachtet. 

„Die Anweisungen des Ministers Salvini haben für uns nicht viel Wert. Für uns zählen die Menschenrechte, internationales Recht und internationale Konventionen“, zitierte das italienische Nachrichtenportal RaiNews „Mediterranea“-Sprecherin Alessandra Sciurba. Italiener hätten mit einem italienischen Schiff Menschen im Mittelmeer aus Seenot gerettet; sie sei daher zuversichtlich, in einen Hafen des Landes einfahren zu können. Lampedusas Bürgermeister Salvatore Martello hatte bereits gesagt, die Stadt sei bereit, die Geretteten aufzunehmen. 

„Mediterranea“ betont auf seiner Internetseite, keine Nichtregierungsorganisation zu sein, sondern eine private Aktion. Es gehe um eine Beobachtermission, „um im Respekt internationalen Rechts und des Seerechts zu bezeugen und anzuzeigen“, was auf dem Mittelmeer geschieht. Diesem Recht entsprechend gelte es auch, „wo nötig, Menschenleben zu retten“. Das Schiff „Mare Jonio“ fährt unter italienischer Flagge.

KNA

20.03.2019 - Ausland , Europa , Flüchtlinge