Fünf Jahre Fabrikeinsturz Rana Plaza

Viele Forderungen bleiben

Fünf Jahre nach dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch sehen Entwicklungsexperten noch viel Luft für Verbesserungen. Es gebe Veränderungen in der Branche, „aber wir sind noch lange nicht am Ziel“, sagte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) am Montag in Berlin. Deswegen mache er Druck zur Einführung des grünen Knopfes als Metasiegel für faire Kleidung. „Wir alle sind es den Millionen von Menschen die in der Textilproduktion arbeiten schuldig, von Hungerlöhnen zu lebenssichernden Mindestlöhnen zu kommen.“

Vor fünf Jahren, am 24. April, stürzte die Textilfabrik Rana Plaza nahe Bangladeschs Hauptstadt Dhaka wie ein Kartenhaus in sich zusammen und begrub mehr als 1.100 Menschen unter sich. Bekannte deutsche Textilunternehmen, darunter KiK, NKD oder Adler Modemärkte, ließen laut Nichtregierungsorganisationen in der Fabrik fertigen.

Müller verwies auf das von ihm eingeführte Textilbündnis für bessere Arbeitsbedingungen in der globalen Lieferkette. Bei der Entschädigung für die Opfer gebe es Fortschritte, zudem seien rund 300 Inspekteure ausgebildet worden, sagte Müller.

Das vor fünf Jahren abgeschlossene Abkommen für Brandschutz und Gebäudesicherheit in Bangladesch, kurz Accord, läuft laut Angaben des Entwicklungshilfevereins Inkota aus. Accord habe einiges gebracht, aber es fehle weiter an Lösungen, um schnell und wirksam handeln zu können, wenn Menschen- und Arbeitsrechte verletzt würden, sagte Berndt Hinzmann von Inkota. Die Bundesregierung müsse dazu beitragen, dass Sorgfalts- und Haftungspflichten global gültig seien und angewendet würden.

Im Folgeabkommen von Accord werden Inkota zufolge weitere wichtige Themen aufgenommen. Demnach gehören die bessere Einbeziehung der Gewerkschaften dazu oder Trainings in allen Fabriken. Nicht nur in Bangladesch sondern auch in anderen Ländern seien solche Sicherungssysteme dringend notwendig, um Opfern schnell helfen zu können.

Der entwicklungspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Uwe Kekeritz, beklagte, dass zu wenig passiert sei. Konsumenten griffen zu häufig zum billigsten Produkt und zu viele Unternehmen interessierten sich weiterhin mehr für die Steigerung ihrer Gewinne. Die Politik weigere sich zudem Gesetze zu erlassen, die Umwelt- und Sozialstandards verbindlich vorschreiben. Das „weitestgehend wirkungslose“ Textilbündnis von Entwicklungsminister Müller sei ein Beispiel dafür.

Das Bündnis gibt es seit 2014. Derzeit zählt es 150 Mitglieder, darunter Adidas, C&A oder H&M. Rund 50 waren im vergangenen Jahr ausgetreten oder wurden mangels verbindlicher Zielvorgaben ausgeschlossen. Der Marktanteil beträgt den Angaben zufolge aber weiterhin rund 50 Prozent.

Ende 2017 hatte das Bündnis verbindliche Vorgaben für alle Mitglieder beschlossen. Diese bauen auf den individuellen Maßnahmenplänen auf und gelten für den Zeitraum 2018 bis 2020. Ziele sind etwa eine Risikoanalyse, das systematische Erfassen von Geschäftspartnern und Produzenten und der Einsatz für existenzsichernde Löhne.

KNA

24.04.2018 - Ausland , Ethik