Mit pakistanischer Regierung im Gespräch

Immer mehr Rufe nach Aufnahme Asia Bibis in Deutschland

Immer mehr Stimmen fordern eine Aufnahme der pakistanischen Christin Asia Bibi in Deutschland. "Nach all dem Leid, das Asia Bibi und ihrer Familie zugestoßen ist, darf ihre Ausreise aus Pakistan nicht weiter in der Luft hängen, nur weil man sich nicht einigen kann, welches Land zu einer Aufnahme bereit ist", sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt am Sonntag. Die Bundesregierung müsse jetzt handeln. "Das wäre ein starkes Zeichen für die Religionsfreiheit und die Menschenrechte", so die Politikerin.

Die Christin war 2010 in Pakistanz wegen Blasphemie zum Tode verurteilt worden. Am 31. Oktober sprach sie das Oberste Gericht aber überraschend frei. Seither schicken islamistische Gruppen Tausende Demonstranten auf die Straße, um gegen das Urteil zu protestieren und Bibis Hinrichtung zu fordern.

Auch die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Bundestag, Gyde Jensen (FDP), forderte eine Aufnahme in Deutschland. "Die Bundesregierung muss alle diplomatischen Hebel in Bewegung setzen, um ihr Leben zu schützen", sagte sie dem "Tagesspiegel" (Montag). "In Pakistan scheinen nicht mehr Gerichte über Recht zu entscheiden, sondern ein radikaler Mob."

Bereits am Samstag hatte der Historiker Michael Wolffsohn an Bundeskanzlerin Angela Merkel appelliert, sich für Asia Bibi einzusetzen. "Dass sie so etwas kann, hat sie bewiesen", verwies Wolffsohn in einem Beitrag für bild.de auf die Befreiung syrischer Widerständler 2016 im Herrschaftsgebiet der Terrormiliz "Islamischer Staat". Damals seien "auf verschlungenen Pfaden und ohne öffentliches Aufsehen diese wackeren Menschen nach Deutschland gebracht" worden. Das sei eine "ebenso mutige wie bravouröse und menschliche Tat" gewesen, erklärte der Historiker. "Wo bleibt jener Kompass der Menschlichkeit im Fall der pakistanischen Christin Asia Bibi?"

Unterdessen signalisierte der Anwalt Bibis, dass sie bereit wäre, in der Bundesrepublik ein neues Leben zu beginnen. "Meine Mandantin wäre glücklich, wenn sie mit ihrer Familie nach Deutschland ausreisen könnte", sagte Saif-ul-Malook der "Bild am Sonntag". Es gebe für sie keine gerichtlichen Auflagen. "Sie kann gehen, wohin sie will. Aber die Zeit wird knapp."

Deutschland ist offenbar bereit, Bibi und ihre Familie unter bestimmten Bedingungen aufzunehmen. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es laut "Bild am Sonntag": "Wir sind mit der pakistanischen Regierung und unseren Partnern im Gespräch. Für uns steht der Schutz von Asia Bibi und ihrer Familie im Vordergrund." Mehrere europäische Länder seien mit Blick auf eine mögliche Aufnahme aufgeschlossen. "Dazu gehört selbstverständlich auch Deutschland", so das Außenministerium.

KNA

12.11.2018 - Diskriminierung