Islamismus-Experte Ahmad Mansour:

Grundwerte müssen eingefordert werden

Der Islamismus-Experte Ahmad Mansour kritisiert, dass in der Integrationsdebatte in Deutschland noch immer eine Forderung nach verbindlicher Einhaltung bestimmter Grundwerte fehle. Es brauche "Konsens, Entschlossenheit und Selbstbewusstsein", Werte wie Meinungsfreiheit, Ablehnung von Antisemitismus, sexuelle Selbstbestimmung oder die Akzeptanz aller Religionen von allen Menschen einzufordern, schreibt Mansour in einem Gastbeitrag für die "Welt" (Donnerstag). Der Begriff "Integration" werde durch "Teilhabe" abgelöst - so könne man die Integration als "ausschließliche Aufgabe der Mehrheitsgesellschaft" definieren.

Teilweise höre er in Gesprächen an Schulen in Deutschland und Schweden von einzelnen, oft männlichen Schülern diffamierende Äußerungen gegenüber Israel oder Frauen sowie antidemokratische Einstellungen. Die Bereitschaft zu solchen Aussagen werde größer. Mansour betonte zugleich, dass die Mehrheit der Migrantinnen und Migranten in der Demokratie angekommen sei und die Gesellschaft mitgestalte. "Um eine Gesellschaft zu überfordern, genügt jedoch eine kleine Gruppe." Dies stelle die Politik vor "gigantische Herausforderungen".

Mansour warnte davor, Probleme bei der Integration zu tabuisieren, "sachlich-differenzierte" Debatten zu verhindern und konservative Meinungen nahezu zu kriminalisieren. Wer das tue, stärke vor allem die Extremisten. "Während die gesellschaftliche Mitte aus Angst vor dem Rassismusvorwurf zunehmend sprachlos wird, wächst das Selbstbewusstsein migrantischer Extremisten und Krimineller. Die Rechtsextremen übernehmen diese Themen und schlagen daraus politisches Kapital."

KNA

06.10.2022 - Deutschland , Islam , Politik