Papst mahnt zu Barmherzigkeit

Kirche und Asylorganisation fordern gerechte Migrationspolitik

Papst Franziskus hat erneut zur Solidarität mit Migranten aufgerufen. Es brauche Brücken statt Mauern. Auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, mahnte, in der Flüchtlingsdebatte den Blick auf die Menschen und ihre Schicksale zu richten. Nach der Einigung der deutschen Regierungsparteien im Asylstreit befürchtet die Nichtregierungsorganisation Pro Asyl, dass Deutschland zum „Abschiebeland in EU-Grenzstaaten“ umgebaut werde.

Die große Koalition hatte sich am Donnerstagabend unter anderem auf sogenannte Transitverfahren geeinigt. Binnen 48 Stunden sollen demnach Flüchtlinge, die bereits in einem anderen EU-Staat einen Asylantrag gestellt haben, überprüft werden.

Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt erklärte dazu, es werde nun für Verfolgte zum „Lotteriespiel“, ob ihre Asylanträge geprüft würden. Er befürchte nun eine Verlagerung der Debatte auf die europäische Ebene: „Die reichste Industrienation will systematisch die Verantwortung für die Einhaltung der Menschenrechte von Flüchtlingen den ärmeren Grenzstaaten, insbesondere Griechenland, aufdrücken.“

Sternberg sagte, dass es nicht nur um technische und rechtliche Fragen gehen dürfe. „Es kann uns nicht gleichgültig sein, wenn Menschen massenhaft im Mittelmeer ertrinken.“ Wichtig bleibe darüber hinaus die Debatte über Fluchtursachen vor allem in den Kriegsgebieten. Besonders sei die Entwicklung in den Staaten Afrikas zu beobachten, so Sternberg am fünften Jahrestag des Besuches von Papst Franziskus auf Lampedusa.

Zu diesem Anlass feierte Franziskus eine Messe im Petersdom. Dabei sagte er, „die einzige vernünftige Antwort“ bestehe „in Solidarität und Barmherzigkeit. Diese Antwort dürfe “nicht zu viele Berechnungen anstellen„, sondern erfordere “eine gerechte Aufteilung der Verantwortung, eine angemessene und ehrliche Beurteilung der Alternativen und eine umsichtige Handhabung„.

Der Papst forderte eine gerechte Politik, die allen Betroffenen diene. Sie verstehe es, “auf das Wohl des eigenen Landes zu schauen und zugleich das der anderen Länder zu berücksichtigen„, mahnte der Papst, ohne auf die gegenwärtige innereuropäische Debatte einzugehen. Die Geretteten wiederum forderte Franziskus auf, “unter Achtung der Kultur und der Gesetze der Aufnahmeländer gemeinsam am Weg der Integration„ mitzuarbeiten.

Bei seiner ersten Papstreise am 8. Juli 2013 hatte Franziskus die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa besucht. Er gedachte der zu Tode gekommenen Flüchtlinge, machte auf das Schicksal der Betroffenen aufmerksam und kritisierte “weltweite Gleichgültigkeit„.

Zu gerechterer Handelspolitik forderten unterdessen die katholischen Bischöfe der Elfenbeinküste die Europäer auf. Es gelte, Afrikaner nicht erst dann zu unterstützen, “wenn sie als Migranten in Europa ankommen„, sagte der Vorsitzende ihrer Bischofskonferenz, Bischof Ignace Bessi Dogbo, dem Hilfswerk “Kirche in Not„ in München.

KNA

09.07.2018 - Flüchtlinge