9. November

Kirchen gedenken des Mauerfalls vor 30 Jahren

Die Kirchen haben am Wochenende an den Mauerfall vor 30 Jahren erinnert. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, warb für eine neue Systemdebatte. „Am liebsten würde ich die Worte Kapitalismus und Sozialismus hinter mir lassen, sie sind aus der Zeit gefallen“, sagte Marx in München. Es brauche eine Entwicklung hin zu mehr Stabilität.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sprach mit Blick auf den Mauerfall von einem „Wunder“. Zwar gebe es immer noch Probleme zwischen Ost und West, die gelöst werden müssten, erklärte Woelki bei domradio.de. „Aber das trübt nicht unsere große Freude über die Wiedervereinigung.“

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch erklärte, vor 30 Jahren habe die Welt auf Deutschland geschaut, „voller Staunen und Anerkennung, dass eine Revolution ohne Waffengebrauch und Blutvergießen möglich war“. Daraus erwachse eine bleibende Aufgabe, sagte Koch im rbb-Radio: „Wir sollten dies als Auftrag verstehen gegenüber allen, die Mauern bauen, zu verstehen zu geben, dass eine Welt ohne Mauern nicht nur möglich ist, sondern dass es auch eine menschlichere Welt ist.“ Dabei gehe es ihm nicht nur um Mauern aus Stein und Stacheldraht, „sondern auch um so manche Mauer in den Köpfen“.

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige verwies auf aktuelle Herausforderungen. „Überall in Europa nehmen Ressentiments und Abgrenzungen wieder zu, werden nationale Eigeninteressen wichtiger als der Sinn für Solidarität, kommt es zu Polarisierungen und Übergriffen, gerät die Menschenwürde immer mehr in Gefahr“, sagte er bei einem Gottesdienst in Marienborn.

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr betonte, „dass der 9. November auch der Tag des Gedenkens an die Zerstörung jüdischer Gotteshäuser, Einrichtungen und Geschäftshäuser ist“. Das Gedenken an den Fall der Mauer dürfe nicht bedeuten, „dass die Erinnerungskultur an die Schoah fällt“, sagte er bei einem Gottesdienst in Treffurt-Großburschla.

Auch Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt erinnerte an die von den Nationalsozialisten organisierten Pogrome gegen Juden. Es sei ermutigend und notwendig, dass heute viele Menschen „zusammenstehen gegen Hass und Hetze, gegen Rassismus, gegen Antisemitismus, gegen Antiislamismus“, betonte die Bischöfin.

Kühnbaum-Schmidt und Hamburgs Erzbischof Stefan Heße würdigten bei einer Feier in Ratzeburg zugleich den Mut der Ostdeutschen, sich gegen Unterdrückung und Unrecht in der früheren DDR zu stellen. Sie riefen dazu auf, sich auch heute für eine freie und friedliche Gesellschaft zu engagieren. Natürlich habe die Teilung auch Narben hinterlassen, sagte Heße, aber genau da beginne die heutige Aufgabe. „Wir müssen uns auch nach 30 Jahren jeden Tag um Heilung und damit um die Einheit bemühen.“ Auch das Kolpingwerk erklärte, man dürfe nicht nachlassen im Einsatz für Frieden, Freiheit, Demokratie und Einheit.

KNA

11.11.2019 - Bischöfe , Deutschland , Gedenken