30 Jahre nach der Wiedervereinigung

Kirchen warnen zum Tag der Einheit vor wachsender Ungleichheit

Die Kirchen haben zum Tag der Deutschen Einheit am Samstag vor spaltenden Kräften in der Gesellschaft gewarnt. "Wachsende Abstände beobachten wir heute nicht nur veranlasst durch die Corona-Pandemie, sondern auch durch sich verschärfende soziale Ungleichheiten und durch einen sich polarisierenden öffentlichen Diskurs", heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Ökumenischen Wort der Kirchen zu 30 Jahren Deutscher Einheit.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erinnern zudem an die "hohen Werte der demokratischen Freiheit und des solidarischen Zusammenhalts".

Die "Einheit in Vielfalt" erfordere wechselseitigen Respekt, Interesse und Solidarität, mahnen die Bischöfe. Tendenzen einer gesellschaftlichen Spaltung träten sie entschieden entgegen. "Wenn wir bedenken, dass die in der Einheit geheilte Teilung Deutschlands in der Katastrophe des Nationalsozialismus wurzelte, erweist sich dieses Auseinanderdriften der Gesellschaft in Form eines erstarkenden Nationalismus oder eines wieder aggressiveren Antisemitismus als ganz besonders fatal."

Zudem gelte es, die unterschiedlichen Lebensgeschichten auch jetzt noch zu erzählen, betonen Bätzing und Bedford-Strohm. Wechselseitiges Zuhören müsse die Grundhaltung sein, in der Menschen mit unterschiedlichen Geschichten aus Ost und West einander begegneten.

Friedlicher Protest, Kerzen und Gebete hätten vor 30 Jahren den Weg zur Wiedervereinigung Deutschland gebahnt. "Heute stehen wir vor der Herausforderung der Corona-Pandemie", schreiben die Bischöfe: "Wie die Menschen damals vertrauen wir heute auf die Kraft Gottes."

KNA

02.10.2020 - Bischöfe , DDR , Deutschland