Antisemitischer Angriff

Kölner Juden entsetzt und wütend über Attacke auf 18-Jährigen

Vertreter von Politik und Religion in Nordrhein-Westfalen haben den vermutlich antisemitischen Angriff auf einen 18-Jährigen vom Wochenende verurteilt. Die Synagogen-Gemeinde Köln zeigte sich "entsetzt", "traurig" und "wütend" über den Vorfall. Die Mitglieder fühlten "sich nicht mehr sicher in ihrer Stadt", erklärte Vorstandsmitglied Felix Schotland. Er forderte von Polizei und Justiz, mit der nötigen Härte des Gesetzes gegen antisemitische Exzesse vorzugehen. Nicht nur mit Blick auf das bevorstehende jüdische Neujahrsfest Rosch Haschana verlangte die Gemeinde Sicherheit, um unbeschwert feiern zu können - wenn das überhaupt noch möglich sei.

"Der feige Angriff auf einen jungen Mann in der Nacht zu Samstag in Köln hat offensichtlich wieder einmal die hässliche Fratze des Antisemitismus in Deutschland sichtbar gemacht", erklärte die Antisemitismusbeauftragte des Landes Sabine Leutheusser-Schnarrenberger in Düsseldorf. "Angriffe auf Leib und Leben von Jüdinnen und Juden sind widerwärtige Attacken, die konsequent verfolgt und mit aller Härte des Gesetzes bestraft werden müssen."

Als "beschämend" bezeichnete der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki auf Facebook, "dass antisemitisches Gedankengut und Gewalt gegen unsere jüdischen Mitbürger noch immer an der Tagesordnung sind". Kirche und Gesellschaft hätten eine besondere Verantwortung dafür, dass sich Juden in Deutschland sicher fühlen könnten.

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) erklärte: "Jede Attacke auf jüdisches Leben ist eine zu viel und greift damit auch die gesamte Gesellschaft an." Vor allem junge Menschen müssten mehr über jüdisches Leben erfahren, "damit aus Unwissenheit oder Angst vor dem Fremden nicht Hass und Gewalt werden".

In Köln war am Freitagabend ein 18-Jähriger, der die jüdische Kopfbedeckung Kippa trug, bei einem Angriff schwer verletzt worden. Laut Polizei war der Mann in einem Park von einer Gruppe Heranwachsender antisemitisch beleidigt, geschlagen und getreten worden. Zudem sei ihm die Kippa vom Kopf gerissen worden. Der 18-Jährige habe einen Bruch des Jochbeins erlitten; er sei aber wieder aus dem Krankenhaus entlassen.

Beamte nahmen laut Polizei einen 18- und einen 19-Jährigen vorläufig fest, die an dem Überfall beteiligt gewesen sein sollen. Sie seien aber mangels Haftgründen wieder entlassen worden. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen.

Auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, hatte die Tat auf Twitter verurteilt: "Wenn jüdisches Leben nur versteckt in unserem Land möglich ist, dann hat es keine Zukunft. Harte Strafen gegen die Angreifer sind jetzt das Mindeste."

Der Kölner katholische Stadtdechant Robert Kleine forderte im kirchlichen Internetportal domradio.de, mit aller Härte des Gesetzes gegen die Täter vorzugehen. Der Kölner Katholikenausschuss erklärte: "Dieser Angriff ist ein Angriff auf uns alle, denn er greift unsere Grundrechte an." Notwendig sei ein breiter Dialog in der Stadtgesellschaft, wie ein Leben in Freiheit und Offenheit für alle Kölner möglich sei.

KNA

24.08.2021 - Antisemitismus , Deutschland , Kirche