Regensburger Bischof: Vom Kreuz geht Segen aus

Kruzifix-Erlass bleibt umstritten

Die Debatte über den Kreuz-Erlass der bayerischen Staatsregierung hält weiter an. Unterstützung kommt vom Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, wie die Pressestelle des Bistums am Mittwoch mitteilte: „Ausdrücklich begrüße ich es, wenn in öffentlichen Einrichtungen sichtbar ein Kreuz angebracht ist.“ Vom Kreuz gehe Segen aus, und niemand müsse davor Angst haben. Es gehe auch nicht darum, es zu instrumentalisieren, sondern ihm in Ehrfurcht zu begegnen.

Der Papstbotschafter in Österreich, Erzbischof Peter Stefan Zurbriggen, kritisierte die Ablehnung des Kreuz-Erlasses durch deutsche Bischöfe und Theologen. Der Apostolische Nuntius erklärte, er sei „traurig und beschämt“ und es sei eine „Schande“, dass ausgerechnet Bischöfe und Priester Kritik übten, wenn Kreuze errichtet würden. Er habe auch kein Verständnis für das Abhängen von Kreuzen, beispielsweise an Hochschulen: Diese religiöse Korrektheit gehe ihm „langsam auf den Nerv“, sagte er bei einer Veranstaltung der Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz in Österreich.

Unterdessen erklärte der ehemalige Richter am Bundesverfassungsgericht, Udo di Fabio, er halte den Beschluss nicht für verfassungswidrig. „Von einer klaren Verfassungswidrigkeit des Söderschen 'Kreuzzugs' mit der verwaltungsinternen Vorschrift, im Eingangsbereich von Dienststellen des Landes ein Kreuz anzubringen“, könne mit Blick auf die bisherige Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts „keine Rede sein“, schreibt di Fabio in der „Zeit“ (Donnerstag). Von einem schlichten Kreuz gehe keine „weltanschauliche oder religiöse Indoktrination“ aus; entsprechend sei die neue Regelung mit dem Grundgesetz konform.

Der Staat dürfe den religiösen Frieden nicht durch eigenes Handeln gefährden, betonte di Fabio. „Tut das der Freistaat? Die Antwort ist ein Lackmustest, ob sich ein für kulturelle Fragen zuständiges Bundesland mit dem Kreuzzeichen heute definieren kann, ohne dadurch in einer friedensgefährdenden Weise zu provozieren.“ Es hänge auch vom Betrachter ab, ob das Kreuz als großes, zentrales Glaubenszeichen interpretiert werde oder als „Traditionserinnerung oder auch eine Mahnung gegen die Selbstüberschätzung des Menschen“.

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) kritisierte den Beschluss dagegen und lobte zugleich die kritischen kirchlichen Stellungnahmen. Er halte „wenig“ von der Entscheidung, in allen bayerischen Behörden Kreuze aufhängen zu lassen, sagte Kubicki der „Augsburger Allgemeinen“. Der Staat sei per Verfassung zur Neutralität verpflichtet.

Laut einer Umfrage begrüßt eine Mehrheit der bayerischen Wahlberechtigten den Beschluss. 56 Prozent stimmten der Ministerrats-Entscheidung zu, 38 Prozent lehnten sie ab, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap im Auftrag des Politikmagazins „Kontrovers“ des Bayerischen Rundfunks BR.

KNA

03.05.2018 - Deutschland