Angesichts eines Anstiegs von Corona-Infizierten im Gesundheitsbereich

Linke fordert Entlastungen im Pflegebereich

Der Ruf nach Entlastungen und mehr Anerkennung für Pflegekräfte wird lauter. "Aufwertung der Pflegeberufe heißt konkret: Sechs-Stunden-Schichten, allgemein verbindliche Tariflöhne und ein Gesundheitswesen in öffentlicher Hand", sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken, Susanne Ferschl, der "Augsburger Allgemeinen". Angesichts eines Anstiegs von Coronavirus-Infizierten im Gesundheitsbereich müsse insbesondere die Arbeitszeit rasch verkürzt werden.

Nach jüngsten Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) stieg die Zahl der Infektionen im Gesundheitssystem binnen zwei Wochen um über ein Drittel auf 10.101 registrierte Fälle. Ferschl erklärte, die Corona-Arbeitszeitverordnung, die Zwölf-Stunden-Schichten in Gesundheitsberufen zulässt, müsse sofort zurückgenommen werden. "Kürzere Arbeitszeiten im Gesundheitswesen retten Leben und schützen die Gesundheit von Beschäftigten und Patienten."

Der Mediziner Eckhard Nagel sagte der Zeitung, die Arbeit in medizinischer Schutzkleidung sei "enorm anstrengend". Im chinesischen Wuhan seien sowohl die Infektionsraten beim Gesundheitspersonal als auch die Sterberaten bei den Patienten gesunken, als die Arbeitszeit auf sechs Stunden verkürzt worden sei. "Bei den Patienten sank die Sterblichkeitsrate, weil man sie besser behandeln kann, und als zweites haben sich deutlich weniger Klinikmitarbeiter mit Covid-19 in der Arbeit angesteckt."

Aus dieser Erfahrung lasse sich auch für die Zukunft der Versorgung von schwerstkranken Patienten etwas lernen, fügte Nagel hinzu, der lange Mitglied des Deutschen Ethikrats war. Beispiele dafür seien Transplantationen oder die Behandlung von Schlaganfall- und Herzinfarkt-Patienten. "Ob kürzere Schichten in der Normalversorgung auch einen Vorteil hinsichtlich der Gesundheitsgefährdung am Arbeitsplatz und für das Wohl der Patienten hat, sollte man untersuchen."

KNA

06.05.2020 - Corona , Pflege , Politik