Ständiges Bombardement

Misereor: Lage in syrischer Hauptstadt so schlimm wie nie zuvor

Die Lage in Damaskus ist nach Einschätzung des Hilfswerks Misereor die schlimmste seit dem Beginn des Krieges vor sieben Jahren. Der Großraum Damaskus stehe unter ständigem Bombardement, die Bevölkerung leide und fürchte eine weitere Eskalation, sagte Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Zum Großraum Damaskus gehört auch Ost-Ghouta, das in dieser Woche eine der blutigsten Angriffswellen seit Beginn des Kriegs erlebt. Zuletzt waren zehntausende Binnenflüchtlinge nach Damaskus gekommen, wo sich die Versorgungslage zunächst zu verbessern schien.

Durch die systematischen Bombardements und die Vertreibung der Bevölkerung drohe sich in Ghouta das Drama von Ost-Aleppo zu wiederholen, sagte Bröckelmann-Simon. „Offenbar soll das Gebiet vernichtet werden, auf die Zivilbevölkerung wird keinerlei Rücksicht genommen.“ Helfer hätten keinen Zugang zu Ost-Ghouta; auch in den angrenzenden Stadtvierteln von Damaskus habe der Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS) zeitweilig seine Arbeit unterbrechen müssen. „Im Moment wissen wir nicht, wann und wo die nächste Bombe fallen wird“, sagte Pater Nawras Sammour vom JRS. Kliniken wie das christliche Krankenhaus St. Louis könnten Verletzte allerdings noch behandeln, darunter viele Kinder, so Bröckelmann-Simon.

Der Experte schloss sich der Forderung der Vereinten Nationen nach einem schnellstmöglichen Waffenstillstand an. Die Bevölkerung von Syrien sei zwischen die Mahlsteine der Weltpolitik geraten. „Ich scheue den Vergleich mit dem Dreißigjährigen Krieg, da Geschichte sich nicht direkt wiederholt“, erklärte er. „Aber damals hat das Ringen von Groß- und Regionalmächten zum Tod von Millionen Menschen geführt. Und darauf könnte es heute wieder hinauslaufen.“

Der Forderung nach einer möglichen Rückführung syrischer Flüchtlinge aus Deutschland, die etwa bei der vergangenen Innenministerkonferenz aufgekommen war, erteilte Bröckelmann-Simon eine klare Absage: „Spätestens jetzt dürfte klar sein, dass diese Diskussion inhuman und völlig verfehlt ist.“

Der Bürgerkrieg in Syrien hatte im März 2011 mit Protesten gegen die autoritäre Regierung von Machthaber Baschar al-Assad begonnen. Der Osten der Region Ghouta gehört zu den letzten Gebieten, die noch unter Kontrolle von Rebellen stehen. Dominiert werden sie von islamistischen Milizen.

KNA

22.02.2018 - Ausland