Klimaabkommen

Misereor zieht gemischte Bilanz der Weltklimakonferenz

Die Weltklimakonferenz in Bonn hat nach Ansicht von Misereor Fortschritte bei der Umsetzung des Klima-Abkommens von Paris gebracht. „Dieser Prozess braucht eine Struktur, und daran haben die Delegierten gearbeitet“, sagte Kathrin Schroeder, Klima-Expertin des katholischen Werks für Entwicklungszusammenarbeit am Freitag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das UN-Treffen ging am gleichen Tag in Bonn zu Ende. Die nächste Konferenz findet im kommenden Herbst im polnischen Kattowitz statt.         

Zwei Woche lang hatten rund 25.000 Delegierte in der Bundesstadt am Rhein über die Umsetzung des 2015 abgeschlossenen Klima-Abkommens von Paris beraten. Abgesteckt wurde ein Rahmen für ein Regelbuch, dass beispielsweise die Fortschritte beim Klimaschutz transparent machen soll. Ziel bleibt, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen.

Drei weitere Punkte halte sie davon abgesehen inhaltlich für „spannend“, so Schroeder. „Auf der Konferenz wurde erstens klar, dass wir weitere wissenschaftliche Analysen zum Klimawandel brauchen, und zweitens, dass wir noch mehr auf besonders verwundbare Gruppen wie etwa die Indigenen schauen müssen.“ Drittens hätten die Delegierten nach langwierigen Verhandlungen ein Arbeitsprogramm zur Landwirtschaft auf den Weg gebracht.

Kritisch äußerte sich die Misereor-Mitarbeiterin mit Blick auf die finanzielle Unterstützung von Entwicklungsländern bei Anpassungsmaßnahmen und der Bewältigung der jetzt schon eingetretenen Schäden durch den Klimawandel. Hier herrsche noch „große Uneinigkeit“, so Schroeder. „Das Thema Klimafinanzen steht oft wie der weiße Elefant im Raum.“ Ohne zusätzliches Geld oder entsprechende Zusagen könnten jedoch gerade Entwicklungsländer weder Klimaschutzpläne aufstellen noch umsetzen. „Und dann kommen eben noch die Schäden und Verluste hinzu, die sich gar nicht mehr aufhalten lassen.“

Auf die Frage, wie sich Deutschland bei der Weltklimakonferenz präsentiert habe, antwortete die Klima-Expertin: „Dass Deutschland seine Klimaziele für 2020 aller Voraussicht nach verfehlen wird, ist wirklich ein Problem.“ Das hätten viele Entwicklungsländer deutlich gemacht. „Insgesamt müssen die Industriestaaten deutlich mehr tun beim Klimaschutz und zwar vor 2020, also bevor das Abkommen von Paris und die nationalen Klimapläne greifen.“

Die parallel laufenden Jamaika-Sondierungen in Berlin stellten mit Blick auf die Klimapolitik einen „Blockade-Faktor“ dar, wie Schroeder hinzufügte. „Andererseits haben sich viele Teilnehmer lobend über die Rolle Deutschlands bei den Verhandlungen selbst geäußert. Mit deutscher Unterstützung kamen viele kritische Themen auf den Tisch.“

KNA

20.11.2017 - Politik , Umwelt