Nach Abstimmung im Bundestag

Montgomery: Menschen von Organspende überzeugen

Nach der Bundestagsentscheidung zur Organspende setzt der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, jetzt vor allem auf verbesserte Abläufe in der Transplantationsmedizin. Die im vergangenen Februar vom Bundestag beschlossenen Strukturreformen seien wichtiger als die Frage von Widerspruchslösung oder Zustimmungslösung, sagte der Ehrenvorsitzende der Bundesärztekammer am Freitag im Deutschlandfunk. Allerdings hätte die Widerspruchslösung aus Sicht des Mediziners deutlich mehr gebracht als die jetzt beschlossene Zustimmungslösung.

Der Bundestag hatte vor rund einem Jahr beschlossen, dass die Entnahmekrankenhäuser so vergütet werden, dass ihnen aus Transplantationen kein finanzieller Nachteil erwächst. Der jeweilige Transplantationsbeauftragte soll den nötigen Freiraum und die Zeit erhalten, um seinen Aufgaben angemessen nachzugehen. Dazu soll er Zugangsrecht zu den Intensivstationen erhalten und hinzugezogen werden, wenn Patienten nach ärztlicher Beurteilung als Organspender in Betracht kommen.

Montgomery bewertete diese Beschlüsse als erhebliche Verbesserungen. Die Krankenhäuser arbeiteten mit Hochdruck an der Umsetzung. „Aber wir brauchen vor allem die Überzeugung der Menschen. Die technischen, administrativen, logistischen Probleme, die kann man lösen. Aber wenn die Menschen nicht mitspielen, weil sie nicht überzeugt sind, bringt das alles nichts.“

Der Mediziner würdigte zugleich die Debatte der vergangenen Monate. Es gehe dabei nicht um Verlieren oder Gewinnen. „Ich finde, dass Jens Spahn überhaupt nicht verloren hat mit dieser Debatte, sondern er hat eigentlich ganz stark gewonnen, weil es ihm mal wieder gelungen ist, eine Debatte voranzubringen, Menschen dazu zu bringen, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen“, sagte Montgomery.

KNA

17.01.2020 - Gesellschaft , Organspende , Politik