Verschiebung möglich

Neue Debatte um Impfpflicht für Pflege- und Krankenhauspersonal

Die für Mitte März geplante Einführung einer berufsbezogenen Impfpflicht für Pflegekräfte und Krankenhauspersonal steht einem Medienbericht zufolge auf der Kippe. Wie der "Tagesspiegel" aus Regierungs- und Länderkreisen erfuhr, pochen mehrere Bundesländer offenbar auf eine Verschiebung. Stattdessen soll erst auf die Einführung des neuen Totimpfstoffes des Herstellers Novavax gewartet werden, hieß es laut "Tagesspiegel" in einer ostdeutschen Staatskanzlei.

Zu viele Pflegekräfte seien skeptisch und könnten dann wegen der Impfpflicht nicht mehr zur Arbeit erscheinen - der neue Impfstoff könne mehr Akzeptanz als die bisherigen auf mRNA-Basis finden. Die erste Lieferung von 1,75 Millionen Dosen soll dem Bericht zufolge ab 21. Februar zur Verfügung stehen, aber bei zwei Impfungen könnte das die Einführung dann um mehrere Wochen verzögern.

Das Thema könnte auch auf die Tagesordnung des neuen Bund-Länder-Treffens zur Corona-Pandemie an diesem Montag kommen, hieß es. Es kam den Angaben zufolge kurzfristig zu Krisengesprächen, auch unter Beteiligung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte ein Umdenken in Sachen Impfpflicht: Es wäre von Anfang an besser gewesen, eine allgemeine Impfpflicht für alle anstatt nur für einzelne Gruppen einzuführen. "Wir wollen nicht, dass es im Pflege- und Krankenhausbereich zu Verlusten an Pflegekapazitäten kommt", warnte der Ministerpräsident in der "Augsburger Allgemeinen" (Montag). Es wäre aus seiner Sicht in höchstem Maße kontraproduktiv, wenn das Abwandern von Pflegekräften wegen der Impfpflicht zu einer Überlastung des Gesundheitssystems führen würde. Der Bund sollte deshalb noch einmal ein einheitliches Datum für alle prüfen.

Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz rief dazu auf, die einrichtungsbezogene Impfpflicht noch einmal zu überdenken. Wenn bis zu zehn Prozent des Personals den Beruf verlasse, dann könnten 200.000 pflegebedürftige und kranke Menschen nicht mehr professionell unterstützt und versorgt werden, sagte Vorstand Eugen Brysch am Sonntag. "Berufstätige können den Job wechseln. Hilfsbedürftige kommen jedoch aus der Versorgungsfalle nicht raus."

Brysch begrüßte, dass die Befürworter der Maßnahme nun auf die "Sorgen der Praxis" eingehen wollten. "Allein Überwachung, Organisation und Arbeitsrecht würden ein bürokratisches Monster entstehen lassen", warnte er.

KNA

24.01.2022 - Corona , Impfung , Pflege