Seligsprechung und Vergebungsbitte

Papst beendet Rumänienbesuch mit Roma-Treffen

Papst Franziskus hat zum Abschluss seines Besuchs in Rumänien die Gemeinschaft der Roma um Vergebung für historisches Unrecht gebeten. Auch Katholiken seien an ihrem „großen Leid“ nicht unbeteiligt, sagte der Papst bei einem Treffen mit Roma am Sonntag in Blaj. „Im Namen der Kirche bitte ich den Herrn und euch um Vergebung dafür, wenn wir euch im Laufe der Geschichte diskriminiert, misshandelt oder falsch angeschaut haben“, sagte Franziskus wörtlich.

Der Besuch des Kirchenoberhaupts im Roma-Viertel der siebenbürgischen Kleinstadt Blaj war der letzte Programmpunkt seiner dreitägigen Reise. Die Roma bilden mit einem Anteil von 3,3 Prozent laut der letzten Volkszählung von 2011 die drittgrößte Bevölkerungsgruppe in Rumänien. Nach statistischen Angaben leben 80 Prozent in Häusern ohne Wasser- und Stromanschluss, 77 Prozent der Kinder brechen die Schulausbildung vorzeitig ab.

Franziskus sagte, er komme mit einer Last im Herzen. „Es ist die Last der Diskriminierungen, der Segregation und der Misshandlungen, die eure Gemeinschaft erlitten hat“, erläuterte der Papst. „In der Kirche Christi ist Platz für alle“, betonte er. Die Roma rief er auf, Ängste hinter sich zu lassen und in gegenseitigem Vertrauen nach Brüderlichkeit zu suchen.

Am Vormittag hatte Franziskus in Blaj bei einer Messe mit rund 80.000 Gläubigen sieben griechisch-katholische Bischöfe seliggesprochen, die zwischen 1948 und 1970 unter der kommunistischen Herrschaft im Gefängnis gestorben waren. Er warnte vor neuen „atheistischen Ideologien“, die „auf subtile Weise“ die Menschen von den „reichen kulturellen und religiösen Überlieferungen entfremden wollen“ und „den Wert der menschlichen Person, des Lebens, der Ehe und der Familie verachten“.

Katholiken sollten als „Zeugen der Freiheit und der Barmherzigkeit“ Brüderlichkeit und Dialog über den Konflikt stellen. Dabei mahnte Franziskus auch zur Gemeinschaft mit anderen christlichen Konfessionen. Der Seligsprechungsgottesdienst fand nach dem byzantinischen Ritus der griechisch-katholischen Kirche statt und wurde von deren Oberhaupt in Rumänien, Großerzbischof Lucian Muresan, geleitet. Der Papst sprach nur einzelne Teile der Liturgie.

Franziskus war am Freitag in Bukarest eingetroffen. In seinen Predigten und Ansprachen forderte er immer wieder Brüderlichkeit zwischen den Volksgruppen und den Einsatz für eine sozial gerechte Gesellschaft. Bei einer Messe mit Gläubigen der ungarischen Minderheit mahnte er zur Vergebung von erlittenem Unrecht.

Ein weiterer Schwerpunkt der Reise war der ökumenische Dialog mit der rumänisch-orthodoxen Kirche. Heute müssten die Kirchen einander helfen, Abschottung und Hass in der Welt zu überwinden, sagte er in einer Ansprache vor dem Heiligen Synod, dem Leitungsgremium der orthodoxen Teilkirche. Ihr gehören nach Vatikanangaben mehr als 87 Prozent der Rumänen an. Sieben Prozent sind Katholiken, meist griechisch-katholischer Provenienz.

KNA

03.06.2019 - Orthodoxe Kirche , Papst , Reise