Franziskus in großer Sorge

Papst ruft zu weltweitem Gebet für die Ukraine auf

Angesichts zunehmender Spannungen hat Papst Franziskus zu weltweitem Gebet um Frieden in der Ukraine aufgerufen. "Bitten wir den Herrn inständig, dass in diesem Land Geschwisterlichkeit geweckt werde und Verletzungen, Ängste und Spaltungen überwunden werden können", sagte der Papst am Mittwoch bei der Generalaudienz im Vatikan. Auch der Weltkirchenrat (ÖRK) mahnte zum Frieden.

Franziskus drängte auf einen politischen Dialog und verlangte, "das Wohl aller den Teilinteressen voranzustellen". Die Ukraine habe Frieden verdient. Der 85-Jährige lud dazu ein, mehrfach im Lauf des Tages ein Vaterunser zu beten; "das Gebet, das uns zu Geschwistern macht". Bereits am Sonntag hatte der Papst das Friedensgebet angekündigt und große Sorge über die Lage in der Region zum Ausdruck gebracht.

Russland hat an den Grenzen zur Ukraine nach Angaben Washingtons und Kiews mehr als 100.000 Soldaten zusammengezogen. Moskau weist den Vorwurf zurück, einen Militäreinsatz vorzubereiten. Vertreter Deutschlands, Frankreichs, Russlands und der Ukraine kommen an diesem Mittwoch in Paris zu Verhandlungen über eine Lösung der Krise zusammen.

Der Gesamtukrainische Rat der Kirchen und Religionsgemeinschaften rief unterdessen zu Einheit und zum Gebet für die Ukraine auf. Er bat darum, um Weisheit und Mut für die ukrainische Staatsführung und ihre ausländischen Verbündeten zu beten, damit der "russische Aggressor" nichts Böses unternehme und keinen Erfolg habe. In der griechisch-katholischen Kathedrale von Kiew begann am Mittwochmorgen ein zwölfstündiger "Gebetsmarathon" für Frieden in der Ukraine, der von einem Kirchensender live übertragen wird. Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk sagte im Vorfeld, Friedensgebete seien stärker als Waffen.

ÖRK-Generalsekretär Ioan Sauca sagte am Dienstag: "Wir beten für die Einsicht des Herzens und des Verstandes, für Deeskalation und für einen Dialog anstelle von Drohungen." Gottes Volk befinde sich auf beiden Seiten der derzeitigen Konfrontationslinien. Angesichts der ständig neuen Nachrichten über "die wahnwitzige Eskalation von Kriegsvorbereitungen" plädierten der ÖRK und seine Mitgliedskirchen für eine andere, nicht auf dem geopolitischen Wettbewerb beruhende Logik. Denn letztere Logik nehme unweigerlich den Tod und das Leid in Kauf, sagte Sauca.

Die katholischen Bischofskonferenzen von Weißrussland und Polen riefen ebenfalls zu einem Gebetstag für Frieden in der Ukraine auf. In dessen Rahmen will der Papstbotschafter in Weißrussland, Erzbischof Ante Jozic, am Abend eine Messe in der Kathedrale in Minsk feiern.

KNA

27.01.2022 - Gebet , Konflikt , Papst