Papst zu Mission:

Ohne "Zollschranken" und "Türsteher"

Papst Franziskus hat sich in einem neuen Interviewbuch zu Besonderheiten christlicher Verkündigung in verschiedenen kulturellen und sozialen Kontexten geäußert. So dürfe es etwa bei der Mission keine "pastoralen Zollschranken" geben. Auch dürfe man nicht "als Türsteher auftreten, um zu prüfen, ob andere zum Eintritt berechtigt sind", zitiert der vatikanische Informationsdienst Fides am Montag.

Auch heute gebe es noch "Kreise und Bereiche", die sich als erleuchtet sähen und "die Verkündigung des Evangeliums einer verzerrten Logik unterordnen, welche die Welt zwischen 'Zivilisation' und 'Barbarei' aufteilt", so Franziskus. Er warnt, damit könne eine Verachtung gegenüber anderen Völkern entstehen. In dem Zusammenhang erinnert der Papstdaran, dass dies auch bei der jüngsten Bischofsversammlung zur Amazonasregion Thema war.

Der Vatikan veröffentlicht das Interviewbuch nach Abschluss des von Papst Franziskus ausgerufenen "außerordentlichen Missionsmonats" Oktober am Dienstag auf Italienisch. Ob es auch eine deutsche Ausgabe des Werks "Senza di Lui non possiamo fare nulla. Essere missionari oggi nel mondo." ("Ohne Ihn können wir nichts vollbringen. Missionar sein in der Welt heute") geben wird, konnte der Vatikan-Verlag LEV noch nicht sagen.

Im Zentrum des Buchs steht die Bedeutung des Heiligen Geistes für die Glaubensverbreitung, ohne den missionarisches Handeln laut Franziskus nur zu "einer Art Projekt" wird. "Es nützt nichts, in Aktionismus zu verfallen. Es besteht keine Notwendigkeit, uns zu organisieren, keine Notwendigkeit, laut zu schreien. Man braucht keine Ideen oder strategische Pläne."

Zugleich warnt der Papst vor einer statischen Kirche, die ihren Glauben nicht mehr verkündet: "Am Ende zähmen wir Christus. Man bezeugt nicht mehr, was Christus bewirkt, sondern man spricht im Namen einer bestimmten Vorstellung von Christus." Kirche sei dann lediglich ein "multinationales Unternehmen, das Initiativen und Botschaften mit ethischen und religiösen Inhalten auf den Weg bringt".

In dem Gespräch mit dem italienischen Journalisten Gianni Valente betont das Kirchenoberhaupt erneut die missionarische Bedeutung christlicher Märtyrer, die für ihren Glauben mit dem Leben eintraten. Außerdem erklärt Franziskus, die Verkündigung des Evangeliums dürfe kein "Proselytismus" - bewusstes Abwerben - sein; die Kirche wachse vielmehr "durch Anziehung" und "durch Zeugnis".

KNA

05.11.2019 - Interview , Papst , Vatikan