Der fünftälteste aller Kardinäle

Polnischer Kardinal Gulbinowicz wird 95

Kardinal Henryk Roman Gulbinowicz, Alterzbischof von Breslau (Wroclaw), wird am Mittwoch 95 Jahre alt. Während des von 1981 bis 1983 von den kommunistischen Machthabern über Polen verhängten Kriegsrechts zählte er zu den Verteidigern der Freiheits- und Gewerkschaftsbewegung „Solidarnosc“. Er bot in seiner Bischofsresidenz Dissidenten Unterschlupf und versteckte 90 Millionen polnische Zloty vor dem Staatsapparat. Das Geld hatte die „Solidarnosc“ vor der drohenden Beschlagnahmung durch den Geheimdienst von ihrem Bankkonto abgehoben.

Das kommunistische Regime in Warschau hatte Gulbinowicz 1976 selbst als Kandidaten für den Breslauer Bischofssitz akzeptiert, weil es fälschlicherweise annahm, es könne ihn leicht steuern. Schon bald zeigte er sich den Machthabern aber als furchtlos und schlagfertig. 2009 verlieh Staatspräsident Lech Kaczynski dem Kardinal vor allem für dessen Unterstützung der demokratischen Opposition gegen die Kommunisten die höchste Auszeichnung des Landes, den Weiße-Adler-Orden.

Mit seinen nun 95 Jahren ist Gulbinowicz der fünftälteste aller Kardinäle. Er wurde am 17. Oktober 1923 im damals polnischen und heute litauischen Szukiszki geboren. Bis Anfang 2005 gab er jedoch als Geburtsdatum 1928 an. Erst dann wurde bekannt, dass das Datum 1942 geändert wurde, damit ihn die Nationalsozialisten nicht als Zwangsarbeiter verschleppten. 1950 wurde er zum Priester geweiht. Papst Paul VI. (1963-1978) ernannte ihn 1970 zum Bischof und übertrug ihm die Leitung des polnischen Bereichs der Erzdiözese Vilnius in Bialystok. 1976 wurde er Erzbischof von Breslau; 1985 machte ihn Johannes Paul II. zum Kardinal.

Zu den Höhepunkten seiner Amtszeit in Breslau (1976-2004) gehörten die Feiern zum 1.000-jährigen Bestehen seiner Diözese im Frühjahr 2000. Damals sorgte er allerdings für Missstimmung bei der deutschen Kirchendelegation, als er erklärte, das Erzbistum Breslau befinde sich auf „ewig polnischem Land“.

KNA

17.10.2018 - Bischöfe