Positive Resonanz

Papst will Vatikanarchive aus NS-Zeit für Forschung öffnen

Die Ankündigung von Papst Franziskus, die Akten für die Amtszeit von Papst Pius XII. (1939-1958) vollständig freizugeben, stößt auf ein einhellig positives Echo. Franziskus zeige mit dieser Entscheidung, dass er an engen und aufrichtigen Beziehungen zum Judentum interessiert sei, schreibt der Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Ronald S. Lauder, in einem am Dienstag in New York veröffentlichten Brief an den Papst.

Israels Staatspräsident Reuven Rivlin bezeichnete die Öffnung als einen wichtigen Schritt. "Die mutige und willkommene Entscheidung meines Freundes Papst Franziskus (...) wird freien und unvermittelten Zugang zu Aufzeichnungen zu der dunkelsten Periode der menschlichen Geschichte erlauben", sagte Rivlin laut Mitteilung des Präsidentenbüros. Die Öffnung der Archive der Holocaust-Zeit sei besonders wichtig in "diesen Zeiten anhaltender antisemitischer Angriffe, der Neuschreibung von Geschichte und Versuchen, den Holocaust zu leugnen", so der Präsident weiter.

Auch die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hatte die Vatikan-Ankündigung begrüßt. Das Material werde eine "objektive und offene Forschung" zum Verhalten des Vatikan und der katholischen Kirche während des Holocaust ermöglichen. Man erwarte, dass Forschern voller Zugang zu allen archivierten Dokumenten gewährt werde.

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses Lauder schrieb weiter, der Papst demonstriere mit der Öffnung der Archive, dass er die Erinnerung an die Schoah, die Vernichtung der Juden, lebendig halten wolle. "Ich bin sehr dankbar, dass während Ihrer Amtszeit die guten Verbindungen zwischen der Kirche und den Juden weiter gestärkt wurden und dass Sie immer ein offenes Ohr für den Dialog mit der weltweiten jüdischen Gemeinschaft haben", so Lauder.

Papst Franziskus hatte am Montag angekündigt, dass die Dokumente der vatikanischen Archive am 2. März 2020, dem 81. Jahrestag der Papstwahl Eugenio Pacellis zu Papst Pius XII., für die Forschung zugänglich gemacht werden. Dies wird von der Forschung seit Jahren verlangt, um Aufschluss über die Haltung von Pius XII. angesichts des Holocausts zu bekommen. Öffentlich zugänglich sind bislang die Archive bis 1939, dem Ende der Amtszeit von Pius XI. (1922-1939).

Franziskus hatte wiederholt seine Bereitschaft bekundet, die Akten für die Forschung freizugeben, sobald deren Katalogisierung abgeschlossen sei. Die Arbeiten dazu laufen auf Wunsch seines Vorgängers Benedikt XVI. (2005-2013) bereits seit 2006. Wegen des langen Pontifikates von Pius XII. und wegen der Kriegsjahre sind aus seiner Amtszeit sehr viele Dokumente enthalten.

KNA

05.03.2019 - Historisches , Vatikan , Wissenschaft