Im Maternushaus untergebracht

Prüfer des Papstes zur Visitation in Köln eingetroffen

Die beiden Bischöfe, die im Auftrag des Papstes das Erzbistum Köln überprüfen sollen, sind in der Domstadt angekommen. Der Stockholmer Kardinal Anders Arborelius und der Rotterdamer Bischof Hans van den Hende erreichten am Montagnachmittag das Maternushaus. Das Tagungszentrum der Erzdiözese liegt unmittelbar gegenüber dem Erzbischöflichen Haus. Die Geistlichen zeigten sich für wenige Minuten, damit Medienvertreter Fotos machen konnten, gaben ansonsten aber keinen Kommentar ab.

Ende Mai war bekannt geworden, dass Papst Franziskus zwei Gesandte für eine sogenannte Apostolische Visitation in das Erzbistum Köln schickt. Hintergrund ist die seit mehr als einem Jahr andauernde Debatte um die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und die daraus entstandene Vertrauenskrise.

Arborelius und van den Hende sollen sich "vor Ort ein umfassendes Bild von der komplexen pastoralen Situation im Erzbistum Köln verschaffen", wie die Botschaft des Papstes in Berlin mitteilte. Zudem sollen sie untersuchen, ob Kardinal Rainer Maria Woelki, der Hamburger Erzbischof Stefan Heße und die Kölner Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff Fehler beim Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs gemacht haben.

Am heutigen Dienstag steht unter anderem ein Gespräch der Visitatoren mit ehemaligen und aus Protest ausgeschiedenen Mitgliedern des Betroffenenbeirats des Erzbistums an, wie der frühere Sprecher Patrick Bauer auf Anfrage bestätigte.

Unterdessen wurde bekannt, dass Woelki trotz heftiger Proteste im Vorfeld Jugendlichen am Mittwoch in Düsseldorf selbst das Sakrament der Firmung spenden will. Ein Sprecher des Erzbistums bestätigte einen entsprechenden Bericht der "Augsburger Allgemeine" mit dem Hinweis: "Die Firmlinge und deren Eltern haben sich dafür ausgesprochen." Die Initiatoren eines Offenen Briefes und Organisatoren einer Protestaktion hätten der Kirchengemeinde zugesichert, dass es diesmal vor Ort keine Protestaktionen geben werde, um die Feier der Firmung nicht zu stören.

Rund 140 Unterzeichner eines Offenen Briefes hatten Woelki im Mai aufgefordert, die Firmung in Sankt Margareta nicht persönlich zu spenden, sondern dafür einen Vertreter zu schicken. Der Kardinal sei wegen der Missbrauchsaufarbeitung unglaubwürdig, hieß es zur Begründung. In der betroffenen Gemeinde in Düsseldorf-Gerresheim waren zwei der Priester tätig, gegen die zuletzt Missbrauchsvorwürfe laut geworden waren.

Der Kölner Diözesanratsvorsitzende Tim Kurzbach nannte die Visitation "einen entscheidenden Schritt", auf den eine baldige Entscheidung des Papstes folgen müsse. "Einen weiteren Schwebezustand können wir uns nicht mehr leisten, sonst treten weitere Zehntausende aus der Kirche aus", sagte der Vertreter des obersten Laiengremiums der Erzdiözese dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag).

Am Wochenende hatte Woelki seine Entschlossenheit bekundet, sich als Kölner Erzbischof weiterhin für die Missbrauchsaufarbeitung einsetzen zu wollen. Für das Rücktrittsangebot seines Münchner Amtsbruders, Kardinal Reinhard Marx, und dessen "persönliche Konsequenz" bekundete er großen Respekt. Er selbst, sagte Woelki, wolle als Bischof Verantwortung dafür tragen, "dass es anders wird".

Diese Ankündigung stieß auf Kritik beim Kölner Katholikenausschuss: Der Vorsitzende der Laienvertretung auf Stadtebene, Gregor Stiels, sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag), Woelki sitze "einkaserniert in seinem Bischofshaus" und könne die Stimmungslage in den Gemeinden nicht mehr realistisch wahrnehmen. Es sei zu hoffen, "dass ihm das jetzt die päpstlichen Visitatoren klarmachen können", sagte Stiels weiter: "Vielleicht muss man dem Kardinal die Entscheidung dann auch aus der Hand nehmen."

KNA

08.06.2021 - Bistum , Missbrauch , Papst