Missbrauchsbeauftragter Rörig:

Bischofs-Erklärung zur Aufarbeitung ist Erfolgsmodell

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hält die von der Deutschen Bischofskonferenz unterzeichnete Gemeinsame Erklärung zur Missbrauchsaufarbeitung trotz Umsetzungsproblemen in einigen Bistümern für vorbildlich. "Im Großen und Ganzen ist die Erklärung für mich ein Erfolgsmodell", sagte Rörig. Es wäre klar gewesen, dass die Umsetzung für alle Beteiligten eine "Riesenherausforderung" sei.

Der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, hatte die Gemeinsame Erklärung zur strukturellen Aufarbeitung von Missbrauch im Juni 2020 unterzeichnet. Damit ist die katholische Kirche die bundesweit erste Institution mit einer solchen Erklärung.

Er halte es für wichtig, sagte Rörig weiter, dass die nach etwa einem Jahr vorliegenden Erfahrungen ausgewertet werden, um zu schauen, ob formale Anpassungen notwendig seien. Diesen Bedarf sehe er etwa bei der Beteiligung von Betroffenen. So müsse sichergestellt werden, dass "immer betroffenensensibel vorgegangen wird".

Rörig hob sein Bedauern hervor, dass die Auseinandersetzungen im Erzbistum Köln den Start einer unabhängigen Aufarbeitung in allen Bistümern erschwert hätten. "Das hat sicher auch Betroffene davon abgehalten, sich einzubringen", sagte Rörig. In der Erzdiözese Köln wird seit mehr als einem Jahr um die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen gerungen. Kritiker werfen dem Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, moralische Fehler im Umgang mit früheren Missbrauchsfällen vor, obwohl ein Rechtsgutachten Woelki juristisch entlastet.

Weiter betonte Rörig seine Hoffnung, dass ein Format wie die Gemeinsame Erklärung mit der evangelischen Kirche ebenfalls bald unterschriftsreif sei. Auch dort gab es Probleme bei der Aufarbeitung von Missbrauch. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte den Betroffenenbeirat im Mai ausgesetzt.

Rörig, der sein Amt zum Ende der Legislatur abgeben will, erklärte, er habe seine Arbeit stets "als sehr sinnstiftend empfunden". Besonders beeindruckt habe ihn "die Stärke und die enorme Kraft der Betroffenen, wie sie mit all dem Leid fertig geworden sind". Er gehe mit einem guten Gefühl, "weil mit dem bisher Erreichten und vielleicht auch mit den Anstößen, die ich noch geben kann, der Druck auf Politik und die Institutionen, sich mit dem Thema Missbrauch auseinanderzusetzen, so groß ist, dass ein Ausweichen nicht mehr möglich ist".

KNA

08.07.2021 - Bischöfe , Missbrauch , Politik