Lage bleibt weiter angespannt

Sorge um Kinder im Kongo

Im Kongo bleibt die Lage angespannt. Neben der politischen Krise um Präsident Joseph Kabila verschärfen sich weitere Konflikte, wie der UN-Sender Radio Okapi berichtet. Demnach ist die Versorgung von 6,3 Millionen notleidenden Kindern in dem zweitgrößten Flächenstaat Afrikas gefährdet. Dem UN-Kinderhilfswerk Unicef fehlen dazu für das laufende Jahr 268 Millionen US-Dollar. Es handele sich um den größten Finanzbedarf für Hilfe nach dem Jemen und dem Syrien-Krieg, hieß es.

Neuerliche Kämpfe werden aus dem immer wieder von gewalttätigen Auseinandersetzungen erschütterten Osten des Kongo gemeldet. Zwischen September und Dezember seien im Bezirk Bwito in Nord-Kivu rund 30 Menschen bei bewaffneten Überfällen getötet worden. Milizionäre hätten zudem 2.000 Behausungen in Brand gesetzt. Landesweit mussten 2017 laut UN-Angaben 1,9 Millionen Kongolesen ihre Heimat verlassen. Insgesamt wird die Zahl der Binnenflüchtlinge im Kongo derzeit auf 4,3 Millionen Menschen beziffert, darunter mehr als 2,6 Millionen Kinder.

Für Spannungen in der Hauptstadt Kinshasa dürfte nach Ansicht von Beobachtern der erste Todestag von Etienne Tshisekedi sorgen. Der prominente Oppositionspolitiker war am 1. Februar 2017 in Brüssel mit 84 Jahren gestorben. Zu seinem Gedenken sind laut Radio Okapi mehrere Gottesdienste geplant. Immer noch ungelöst ist die Frage, ob Thisekedis Leichnam in den Kongo überführt werden kann.

Von „großer Ungewissheit und Unruhe“ im Land spricht auch der Rektor der Katholischen Universität des Kongo (UCC), Leonard Santedi. Zuletzt hatte es vermehrt Proteste gegen Präsident Joseph Kabila gegeben. Bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften kamen mehrere Menschen ums Leben. Kabila hätte eigentlich Ende 2016 sein Amt nach zwei Legislaturperioden abgeben müssen; eine dritte Kandidatur wäre verfassungswidrig.

Gleichwohl richteten sich die auch von der katholischen Kirche unterstützten Kundgebungen nicht gegen eine einzelne Person, betonte Santedi im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Kirche wolle sich nicht auf die eine oder andere Seite schlagen und etwa Partei für die Opposition ergreifen. „Sie steht auf der Seite der Rechtsstaatlichkeit und will die Menschen daran erinnern, dass ohne diese Werte der Weg in den Abgrund führt.“

Zugleich rief der Geistliche EU und UN zu mehr Solidarität mit seinem Land auf. „Wenn das Volk friedlich demonstriert und die Proteste von Sicherheitskräften brutal zerschlagen werden, dann darf die Staatengemeinschaft nicht schweigend zusehen. Sonst sind doch alle Predigten zu den Menschenrechten nur hohles Gerede!“

Die katholische Kirche, der rund die Hälfte der 83 Millionen Kongolesen angehört, gilt als wichtige moralische Instanz im Kongo. Die Bischöfe kommen in diesem Monat zu einer Vollversammlung zusammen, bei der sie über die jüngsten Ereignissen beraten wollen.

KNA

01.02.2018 - Ausland