Gottesdienst in Aachen

Staat und Kirchen gedenken der Flutopfer

Staat und Kirchen haben am Samstag der Flutopfer gedacht. Im Aachener Dom nahmen die gesamte Staatsspitze und die Regierungschefs der beiden besonders betroffenen Bundesländer, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und ihr nordrhein-westfälischer Amtskollege Armin Laschet (CDU), an einem zentralen ökumenischen Gottesdienst mit rund 180 Betroffenen und Hilfskräften teil. Im Anschluss hielt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Rede.

Steinmeier bekundete den Menschen, die Angehörige verloren haben, sein tiefes Beileid. Er gedachte auch der Flutopfer in den Nachbarländern. "Wir trauern heute mit Ihnen." Die Fluten hätten alles mitgerissen: Menschen, Häuser, Brücken, Straßen, Schulen, Rathäuser, Kirchen, Friedhöfe. Das Unglück habe in einem Moment zugeschlagen, "als wir hofften, dass wir die Pandemie endlich unter Kontrolle bekommen würden. Aber dann kam eine neue Katastrophe hinzu."

Der Bundespräsident dankte für die "überwältigende Hilfsbereitschaft". Einsatzkräfte von Feuerwehr, DLRG, Polizei, Rotem Kreuz, Bundeswehr und Technischem Hilfswerk hätten bis zur vollkommenen Erschöpfung geholfen. Sein Dank gelte auch Bürgermeistern, Verwaltungsmitarbeitern und den vielen freiwilligen Helfern und Spendern.

Steinmeier würdigte, dass die Bundesregierung schnell "einen Hilfsfonds in nie dagewesener Höhe" beschlossen habe. Die Gelder müssten jetzt schnell fließen. Die Menschen in den Katastrophengebieten brauchten aber auch dann Hilfe, wenn die Fernsehkameras abgebaut seien und andere Nachrichten die Schlagzeilen beherrschten.

Mit aller Entschlossenheit müsse der Klimawandel bekämpft werden, forderte das Staatsoberhaupt. Die Folgen hätten ohne Zweifel Europa erreicht, sagte er mit Verweis auch auf die Feuer im Mittelmeerraum. Zudem gelte es, sich besser auf künftige Krisen vorzubereiten.

"Welch eine Zerstörung in so kurzer Zeit! Was für eine Not", klagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, in seiner Predigt. "Trauer um die verlorenen Menschen braucht Zeit, und es braucht unfassbar viel Kraft für Wiederaufbau und Neubeginn." Tröstlich seien "Hände, die Menschen aus ihren Häusern gerettet haben; Hände, die festhalten und umarmen, wenn Tränen fließen; Hände, die zupacken, Schutt und Dreck wegräumen".

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sagte in seiner Predigt: "Gott war da, mitten in den Fluten. Aber nicht als der, der auf den Flutknopf gedrückt hat, sondern als der, der mit den Opfern geschrien hat, der mit ihnen gelitten hat." Der Gottesdienst fand auf Einladung von Bätzing, Bedford-Strohm und dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, Erzpriester Radu Constantin Miron, statt.

Zur Trauerfeier hatten sich auch die Spitzen von Bundesrat, Bundestag und Bundesverfassungsgericht, Reiner Haseloff, Wolfgang Schäuble (beide CDU) und Stephan Harbarth, angesagt. Auch Vertreter jüdischen und muslimischen Glaubens nahmen neben weiteren christlichen Repräsentanten teil. Aus Luxemburg war Kardinal Jean-Claude Hollerich angereist.

KNA