Uni Hamburg

Verhaltenskodex zu Religion stößt auf Kritik

Der vor knapp vier Wochen veröffentlichte Verhaltenskodex zur Religionsausübung an der Universität Hamburg stößt auf Kritik der Studentengemeinden. In den zugehörigen Ausführungsbestimmungen stecke „erhebliches Konfliktpotenzial“, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung von katholischer, evangelischer und islamischer Hochschulgemeinde. Die Neuregelung erwecke den Eindruck, „dass die Religionsausübungen auf ein zu regulierendes Element reduziert werde“. Es sei kein Hinweis darauf zu finden, dass die Universität künftig mit den Hochschulgemeinden im Gespräch bleiben möchte.

Die Uni Hamburg hatte nach eigenen Angaben als bundesweit erste Hochschule Mitte Oktober einen Verhaltenskodex zur Religionsausübung veröffentlicht. Das Papier ruft dazu auf, die Religionsfreiheit und die Gleichberechtigung der Geschlechter auf dem Campus zu respektieren. Laut der zugehörigen zweiseitigen Ausführungsbestimmungen dürfen religiöse Feste nur noch im sogenannten „Raum der Stille“ stattfinden, der bislang von den Hochschulgemeinden betreut wurde.

Grundsätzlich sei das Anliegen zu begrüßen, eine geregelte Form der Religionsausübung zu ermöglichen, schreiben die Hochschulgemeinden. Allerdings bestehe die Gefahr, dass der „Raum der Stille“ nicht mehr gemäß seiner eigentlichen Bestimmung genutzt werden könne. „Wenn dort zukünftig alle religiösen Feste und Handlungen wie zum Beispiel das Fastenbrechen und die Weihnachtsfeiern stattfinden sollen, dann ist die Stille natürlich hin“, so der katholische Hochschulpfarrer Pater Thomas Ferencik auf Nachfrage.

Schon seit Veröffentlichung des Kodexes gibt es laut Ferencik einen erhöhten Andrang in dem Gebetsraum, besonders beim Freitagsgebet der Muslime. Aus seiner Sicht sei zu klären, wer für den Raum verantwortlich sei. „Wir würden daher gerne mit dem Präsidium ins Gespräch kommen.“ Uni-Präsident Dieter Lenzen war für eine Stellungnahme am Montagvormittag nicht erreichbar.

Den Verhaltenskodex hatte eine Kommission von zehn Wissenschaftlern erarbeitet, nachdem sich zuvor einige Konflikte in Bezug auf die Religionsausübung auf dem Campus zugetragen hatten. Unter anderem hatte ein salafistischer Prediger auf den Fluren der Universität öffentlich zur Teilnahme an Gebetszeiten aufgerufen.

KNA

14.11.2017 - Deutschland