Konflikt im Jemen

Todenhöfer: Schlimmste Hungersnot seit 100 Jahren

Nach Ansicht des Publizisten Jürgen Todenhöfer erlebt der Jemen „die schlimmste Hungersnot der letzten hundert Jahre“. Das Land brauche dringend Frieden, ansonsten werde sich die humanitäre Lage noch weiter verschärfen, berichtete Todenhöfer im Deutschlandfunk aus der Hauptstadt Sanaa. Das Stadtbild sei geprägt von Kindern und alten Menschen, die bettelten, weil sie sonst verhungern würden. „Es sterben eben sehr, sehr viele Menschen durch Hunger.“ Durch die Blockade sei das ohnehin arme Land völlig ausgehungert.

Für mehr Frieden im Land müsse der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran gelöst werden, so der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete weiter. Saudi-Arabien führt eine Allianz, die den jemenitischen Präsidenten Hadi unterstützt. Der Iran gilt als Schutzmacht der aufständischen Huthi-Bewegung.

Der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten spielt nach Todenhöfers Einschätzung im Jemen keine entscheidende Rolle. Er sei erst kürzlich in einer Moschee gewesen, in der Sunniten und Schiiten gemeinsam gebetet hätten. Auch in der Huthi-Bewegung, die stets als schiitisch beschrieben wird, seien zu 15 bis 20 Prozent Sunniten, so Todenhöfer. Schon deshalb könne diese Bewegung nicht so fundamentalistisch sein, wie immer gesagt werde.

Todenhöfer bereist seit vielen Jahren den Nahen und Mittleren Osten. Er hat Reportagen und Bücher darüber veröffentlicht. Seit 2017 ist er Herausgeber der Wochenzeitung „Der Freitag“. Im Jahr 2012 geriet er in die Kritik, weil er den syrischen Machthaber Assad interviewte, nach Einschätzung vieler Experten in sehr unkritischer Weise. Im vergangenen Jahr gab es Zweifel an der Authentizität eines Interviews, das Todenhöfer nach eigenen Angaben mit einem Vertreter der syrischen al-Nusra-Front geführt hatte.

KNA

19.12.2017 - Ausland