Freude und Leiden teilen

Trauerfeier in Genua: Kardinal ruft zu Solidarität auf

Nach dem Brückeneinsturz in Genua hat der Erzbischof der Stadt, Kardinal Angelo Bagnasco, zu Solidarität und menschlicher Nähe aufgerufen. Nach dem „Riss im Herzen der Stadt“ und den tiefen Verletzungen „spüren wir, wie notwendig die zwischenmenschlichen Bindungen sind“, sagte er bei der offiziellen Trauerfeier für die Opfer der Katastrophe vom Dienstag. Zu der Feier in einer Messehalle kamen am Samstagmorgen rund 3000 Menschen, unter ihnen Staatspräsident Sergio Mattarella und die Spitzen der Regierung.

Solche Beziehungen, so Bagnasco weiter, „gehören zum Gewebe einer Gesellschaft, die sich zivil nennt“. Sie verlangten aber Vertrauen, um einander Freude und Leiden zu teilen. „Wir Genueser wissen, aus unseren Herzen das Beste zu holen, wie viel Gutes und Großzügiges in uns lebt, das so oft verborgen ist“, sagte Bagnasco unter Beifall der Gottesdienstteilnehmer.

Vor Beginn der Feier, die über Bildschirme in eine benachbarte Messehalle übertragen wurde, waren vor allem Angehörige der Feuerwehr, des Roten Kreuzes und des Zivilschutzes mit großem Applaus begrüßt worden. Kurz zuvor war bekannt geworden, dass in den Trümmern am Fuß der Brücke ein weiteres Auto mit drei Toten gefunden wurde. Damit stieg die Zahl der Toten auf insgesamt 41. Zudem werde noch ein Arbeiter vermisst, der zum Zeitpunkt des Unglücks an der Brücke tätig war, berichtete der Sender RaiNews. Ein vermisster Deutscher habe sich inzwischen gemeldet.

An dem Staatsakt in der Genueser Messehalle nahmen nur die Angehörigen von 19 Toten teil, ein weiteres französisches Opfer war kurz zuvor noch aufgebahrt worden. Die übrigen Angehörigen wollten sich privat in ihren jeweiligen Heimatorten von den Verunglückten verabschieden. Sie begründeten dies mit Wut und Enttäuschung über mutmaßliches Versagen des Staates und den Reaktionen einiger Politiker. Bereits am Morgen waren vier junge Männer in Torre del Greco bei Neapel beigesetzt worden.

Der Samstag ist in Italien zu einem Staatstrauertag erklärt worden. Zudem haben die Behörden über die Provinz Genua einen zwölfmonatigen Ausnahmezustand verhängt. Regierungschef Giuseppe Conte teilte mit, ein Verfahren zum Entzug der Konzession für den Autobahnbetreiber Autostrade sei eingeleitet. Auch wenn die örtlichen Behörden bisher keine mögliche Ursache ausschließen, gilt es als wahrscheinlich, dass sich Seilaufhängungen und Pfeiler gesetzt haben.

KNA

20.08.2018 - Ausland