US-Ökonom:

Neue Bundesregierung muss Impfstoffpatente freigeben

Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz hat die künftige Bundesregierung aufgefordert, als erste Amtshandlung der Freigabe von Eigentumsrechten für die Herstellung von Corona-Impfstoffen zuzustimmen. Deutschland sei das weltweit einflussreichste Land, das eine mögliche zeitweiligen Aussetzung der Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) für Zwangslizenzen im Falle einer Pandemie noch nicht genehmigt habe, sagte der US-Ökonom der "Süddeutschen Zeitung". "Hier zuzustimmen sollte die erste einfache Sache sein."

Stiglitz betonte, wie wichtig eine globale Impfstoffproduktion sei, damit ärmere Länder die Vakzine schneller erhielten. Das sei zunächst eine humanitäre Frage, "aber auch in unserem eigenen Interesse", erklärte der Ökonom. "Wenn eine impfstoffresistentere Version auftaucht, wird dies verheerende Auswirkungen haben." Momentan würden in Afrika und in Indien Millionen Menschen sterben, weil sie keinen Zugang zu Impfstoffen hätten. "Wir haben nicht alles getan, was wir hätten tun können. Deshalb ist die Freigabe der Imstoff-Patente nun so wichtig."

Langfristig stünden auch die Einnahmen durch Impfstofflizenzen in keinem Verhältnis mehr zu den wirtschaftlichen Schäden durch die Pandemie, betont Stiglitz. "Je mehr also die Krankheit grassiert, desto wahrscheinlicher wird es, dass wir eine globale Schuldenkrise haben werden, was dann eine längere Periode globaler Instabilität bedeuten würde."

KNA

22.10.2021 - Corona , Impfung , Wirtschaft