"Initiative Lieferkettengesetz":

Ukrainekrieg bedroht Menschenrechte in anderen Staaten

Russlands Krieg gegen die Ukraine führt nach Angaben der "Initiative Lieferkettengesetz" zu einem Ansturm auf Rohstoffe aus anderen Weltregionen und bedroht dort Menschenrechte und Umwelt. Das von der EU beschlossene Ölembargo könne die Entwicklung verschärfen, warnte das Bündnis. Der "Initiative Lieferkettengesetz" gehören den Angaben zufolge rund 130 Menschenrechts-, Entwicklungs- und Umweltorganisationen, Gewerkschaften sowie kirchlichen Akteuren an, darunter das katholische Hilfswerk Misereor.

Das Bündnis fordert ein EU-Lieferkettengesetz zum Schutz von Menschenrechten und der Umwelt in potenziellen Herkunftsländern von Kohle, Öl und anderen Rohstoffen. "Wenn Unternehmen sich jetzt neue Lieferketten aufbauen, muss die EU mit einem Lieferkettengesetz sicherstellen, dass Umwelt und Menschenrechte wirksam geschützt werden", sagte der Hauptgeschäftsführer von Misereor, Pirmin Spiegel.

Bislang sind deutsche und europäische Unternehmen nicht verpflichtet, in ihren Lieferketten auf die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards zu achten. Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz tritt erst 2023 in Kraft.

Den Angaben zufolge suchen derzeit viele Staaten, darunter Deutschland, sowie private Unternehmen nach alternativen Quellen für Steinkohle, metallische Rohstoffe und Erdöl aus Russland. Dabei gerieten zunehmend Regionen wie Kolumbien und Indonesien in den Fokus, in denen die Rohstoffindustrie zu massiven Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen beitrage, erklärte das Bündnis.

In Kolumbien bedrohe der Tagebau etwa das Recht auf Wasser der umliegenden indigenen Gemeinden. Zwangsumsiedlungen und Mordanschläge seien keine Seltenheit. "Indigene in Kolumbien dürfen nicht zu den Leidtragenden der Sanktionen gegen Putin werden", forderte Johannes Heeg, Sprecher der "Initiative Lieferkettengesetz". Das Bündnis unterstütze die beschlossenen Importstopps von Rohstoffen aus Russland. "Wir sind aber besorgt, dass dies auf Kosten von Menschen und Umwelt in den Abbaugebieten geschieht", sagte Heeg.

Auch potenzielle Herkunftsländer für Erdöl wie Nigeria, Kasachstan und die Vereinigten Arabischen Emirate seien für schwere Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen bekannt, warnte das Bündnis. Um Nickelimporte zu ersetzen, suchen Unternehmen zudem Ersatz aus Indonesien und den Philippinen. In beiden Ländern seien Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen beim Abbau von Nickel bekannt.

KNA

10.06.2022 - Hilfswerke , Krieg , Umwelt