Welttag gegen Kinderarbeit

Experten warnen vor Anstieg in der Corona-Pandemie

Am heutigen Welttag gegen Kinderarbeit haben Politik und Experten vor den negativen Folgen der Corona-Pandemie für das Wohl von Jungen und Mädchen in vielen Ländern gewarnt. Laut einem Bericht des UN-Kinderhilfswerks Unicef und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) könnten Millionen Kinder zusätzlich in Kinderarbeit gedrängt zu werden. Damit drohe die Zahl der arbeitenden Jungen und Mädchen erstmals seit 20 Jahren wieder zu steigen, mahnten die Organisationen.

Dem Report zufolge konnte die Zahl der Kinder, die arbeiten müssen, zuletzt zwar um 94 Millionen gesenkt werden. Noch immer müssten jedoch 152 Millionen Mädchen und Jungen zwischen 5 und 17 Jahren unter Bedingungen arbeiten, die ihre Entwicklung, Bildung und Gesundheit gefährden. 73 Millionen Kinder werden demnach in den "schlimmsten Formen der Kinderarbeit" ausgebeutet - in Sklaverei und sklavenähnlichen Abhängigkeiten, Zwangsarbeit, als Kindersoldaten, Kinderprostituierte oder bei kriminellen Tätigkeiten wie dem Missbrauch von Kindern als Drogenkuriere.

Derzeit könnten wegen der Pandemie zudem mehr als eine Milliarde Kinder in 130 Ländern nicht zur Schule gehen. Auch könnten es sich manche Eltern nicht leisten, ihre Kinder wieder in die Schule zu schicken. Dadurch steige das Risiko, dass mehr Kinder in gefährliche oder ausbeuterische Arbeit gedrängt werden. Unicef und ILO fordern daher eine bessere soziale Sicherung, leichteren Zugang zu Krediten für ärmere Familien, faire Arbeitsbedingungen für Erwachsene sowie Maßnahmen zur Wiedereingliederung von Kindern in die Schule und die Abschaffung von Schulgebühren.

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) kündigte an, dass Deutschland den Kampf gegen Kinderarbeit zu einem Schwerpunkt der im Juli beginnenden EU-Ratspräsidentschaft machen wolle. Ziel der Bundesregierung sei es, die Grundlagen für ein europäisches Lieferkettengesetz zu schaffen, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Alle großen Unternehmen wären dann verpflichtet, faire Löhne für die Arbeiter in ihren Lieferketten zu bezahlen und Kinderarbeit zu beenden, dort wo unsere Schuhe, Kleidung, Kaffee produziert werden", betonte der Minister.

Zugleich warnte auch er vor enormen Rückschritten: "Die Lage ist dramatisch." Schätzungen zufolge könnten durch die Pandemie weitere 40 Millionen Kinder in extreme Armut geraten. Nach Angaben des Ministers wachsen derzeit rund 400 Millionen Kinder weltweit in extremer Armut auf.

Der deutsche Weltkirche-Bischof Ludwig Schick erklärte, Mädchen und Jungen würden wegen der Pandemie weiter ausgebeutet, noch schlechter behandelt und erhielten weniger medizinische Versorgung. Deshalb forderte der Bamberger Erzbischof, sich im Rahmen der Entwicklungspolitik noch konsequenter für Kinderrechte einzusetzen.

Schick sprach von einem "Teufelskreis", in den viele der arbeitenden Kinder gerieten, da sie keine Möglichkeit hätten, die nötige Bildung für das Leben zu erwerben. Wichtig sei daher, Hilfsorganisationen zu unterstützen, die sich weltweit gegen Kinderarbeit engagierten, sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz.

KNA

12.06.2020 - Bischöfe , Gesellschaft , Kinder