Möglichkeiten und Gefahren

Weihbischof Losinger warnt vor Inhumanität bei Digitalisierung

Der Augsburger Weihbischof Anton Losinger hat auf die Gefahr von Unmenschlichkeit im Zuge der Digitalisierung hingewiesen. „Die Inhumanität beginnt dort, wo der Mensch letztlich nur noch instrumentalisiert wird, wo er, wie Immanuel Kant es ausdrücken würde, nicht mehr als Mittel, sondern nur noch als Zweck gesehen wird“, sagte Losinger der Mediengruppe „Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung“. Er ergänzte, Digitalisierung biete „eine ganze Reihe von dramatischen Möglichkeiten“, die für alle Gesellschaftsbereiche bereichernd seien. Sie berge aber eben auch Risiken.

Die Digitalisierung sei „eine Gefahr, wenn man bedenkt, welche Inhalte, Bilder, Gedanken zukünftig die Gehirne unserer jungen Menschen bedrücken werden“, erklärte Losinger. „Deshalb müssen wir uns fragen: Wie müssen wir denken, wenn diese unvermeidliche Situation der Digitalisierung, welche die moderne Wissenschaftsgesellschaft begleitet, auf uns einwirkt?“

Die Schulen rüsteten heute in Sachen Medienkompetenz stark auf. „Sie gehen auf das ein, was man derzeit in der Entwicklung junger Menschen beobachtet“, sagte Losinger, der 15 Jahre lang Mitglied der Kommission für Schule und Erziehung der Deutschen Bischofskonferenz war. Es sei indes „falsch zu denken, die Ausstattung von Klassenzimmern mit Laptops und einem Whiteboard würde einen guten Unterricht ersetzen. Ein moderner Unterricht und auch die Persönlichkeitsentfaltung und Persönlichkeitsbildung junger Menschen von heute leben vom Gegenüber, von überzeugenden Menschen und von Kontakten, die letztlich auch die eigene Denkweise vorwärtsbringen.“

Auch im Zuge der Digitalisierung müssten junge Menschen weiter Zugang zu Gesamtkontexten kultureller und geistiger Art erhalten, fügte Losinger hinzu. „Dazu gehört ein starker Impuls etwa zu Kunst und Musik, dazu gehört ein starker Impuls für Literatur. Lesen macht gescheit.“ Wer bei der Digitalisierung auf die Instrumente blicke, die in der Schule verwendet würden, müsse erkennen: „Der Laptop ist ein Instrument, er macht Arbeit effektiv und stark, aber er ist nicht die Antwort auf die Sinnfrage.“

KNA

16.10.2018 - Bischöfe , Ethik