Weiter Streit um Eucharistie für Biden wegen Abtreibungsfrage

Papstbotschafter mahnt US-Bischöfe in Kommuniondebatte zu Einheit

Zum Auftakt ihrer dreitägigen Frühjahrsversammlung hat der päpstliche Nuntius die US-Bischöfe erneut zu Geschlossenheit ermahnt. Die Frage der Kommunion-Zulassung des Präsidenten droht die Bischofskonferenz zu spalten.

Der päpstliche Nuntius wählte leise Worte, um an die US-Kirche eine unüberhörbare Botschaft zu übermitteln. "Es geht nicht darum, Recht zu behalten", kritisierte Erzbischof Christophe Pierre, ohne die Kontroverse um die Abfassung eines Lehrschreibens zur Eucharistie-Würdigkeit von Politikern direkt anzusprechen.

Der konservative Flügel der US-Bischofskonferenz drängt auf den Beschluss eines solchen Dokuments, das darauf abzielt, katholische Politiker vom Empfang der Kommunion auszuschließen, die in der Abtreibungsfrage einen anderen Kurs als die Bischöfe verfolgen. In der öffentlichen Wahrnehmung geht es darum, ausgerechnet dem erst zweiten Katholiken im Weißen Haus, Joe Biden, und der Sprecherin des Kongresses, Nancy Pelosi, ebenfalls praktizierende Katholikin, wegen ihrer pragmatischen Haltung zu Abtreibung die Eucharistie zu verweigern.

Zwischen den Zeilen machte Papstbotschafter Pierre unmissverständlich deutlich, was Franziskus von den US-Bischöfen erwartet. "Ziel des Dialogs sollte Einheit sein und nicht bloß Einheit der Lehre und des Rechts. Er sollte gelebtes Christentum zum Ausdruck bringen", sagte der Nuntius und fügte hinzu: "nicht in Form von Moralismus, sondern als Gnade, die wir durch unsere ursprüngliche Begegnung mit Christus erfahren haben".

Christliche Moral ohne Christus sei selbst dann problematisch, wenn sie "theologisch und philosophisch korrekt ist". Sie erreiche die Herzen nicht so, dass sie zu Umkehr führe. Die Kirche sei keine "Kirche der Perfekten, sondern eine pilgernde Kirche, die der von Christus großzügig angebotenen Barmherzigkeit bedarf".

Die 280 wahlberechtigten Bischöfe der virtuellen Frühjahrskonferenz hörten der Mahnung des Nuntius zu - die mit anderen Worten wiederholte, was Kurienkardinal Luis Ladaria den Hirten kürzlich in einem öffentlich gemachten Brief ins Stammbuch schrieb. Darin forderte der Leiter der Glaubenskongregation die US-Bischöfe auf, die Eucharistie-Frage mit Bedacht anzugehen. Vor allem sollten sie die Einheit wahren.

Das betonte auch der Konferenzvorsitzende, Erzbischof Jose Horacio Gomez aus Los Angeles, in seiner Eröffnungsrede, zielte aber auf etwas anderes ab. Es sei "nicht realistisch, von der Kirche zu erwarten, dass sie immun bleibt gegen den Druck der Spaltung". Das dürfe im Umkehrschluss nicht Meinungskonformität oder automatische Übereinstimmung unter Bischöfen bedeuten. Gomez unterstützt den Antrag auf Beginn einer Diskussion über ein Lehrdokument der Bischöfe zur Eucharistie-Würdigkeit von Politikern.

Wie weit sie von Einheit in dieser Frage entfernt sind, zeigte die Debatte zu Beginn der Konferenz. Erzbischof Mitchell Rozanski aus St. Louis hatte beantragt, die Diskussion über das Dokument zeitlich nicht zu begrenzen. Kardinal Joseph Tobin aus Newark, ebenfalls franziskusnah, schloss sich dem an. Die Initiatoren des vom Vatikan offen infrage gestellten Vorstoßes hielten dagegen. Erzbischof Joseph Naumann aus Kansas City, der dem Lebensschutz-Komitee der Bischöfe vorsteht, charakterisierte den Antrag als bloße Verzögerungstaktik. Wenn das Dokument im November bei der Herbsttagung vorgestellt werde, bleibe genügend Zeit, es zu diskutieren.

Für eine Annahme des Kommunionverbots braucht es eine Zweidrittelmehrheit. Die tonangebenden konservativen Bischöfe setzen womöglich darauf, dass eine so starke Mehrheit den Vatikan unter Druck setzt, das Lehrdokument abzusegnen. Ohne die Zustimmung Roms kann es nicht in Kraft treten.

Nach Stand der Dinge haben sich 67 Bischöfe in einem Schreiben an den Bischofskonferenzvorsitzenden ausdrücklich für eine langsamere Gangart ausgesprochen, darunter alle von Franziskus ernannten Kardinäle. Washingtons Kardinal Wilton Gregory, in dessen örtliche Zuständigkeit die Frage der Eucharistie für Präsident Biden fällt, erklärte bereits, dass er keinen Grund sehe, dem praktizierenden Katholiken die Kommunion zu verweigern.

Nuntius Pierre sagte den US-Hirten zum Auftakt ihrer Beratungen, "ein Katholizismus, der sich mit einer kulturellen Tradition verwechselt, wird weder für diese noch für künftige Generationen überzeugend sein." Jesus Christus sei kein Konzept, sondern eine Person. "Er macht alle Dinge neu."

Die Äußerungen des Botschafters reflektieren den Ton des Papstes, der die pastorale Sorge in seiner Verkündigung stärker betont als lehrmäßige Reinheit. Die Debatte über die Kommunionfrage wird an diesem Donnerstag (Ortszeit) fortgesetzt.

Bei ihrer Vollversammlung wollen die Bischöfe zudem weitere Punkte beraten; darunter die Genehmigung von liturgischen Übersetzungen, zwei Heiligsprechungsprozesse und die Verabschiedung einer pastoralen Erklärung zum Ehesakrament. Auch wollen die US-Bischöfe den Entwurf einer Erklärung über den Dienst an den amerikanischen Ureinwohnern und die Entwicklung eines Seelsorgerahmens für die Jugendarbeit genehmigen. Offen bleibt, ob auch die Themen gleichgeschlechtliche Ehe und Kommunion für geschiedene und wiederverheiratete Ehepaare erörtert werden.

Thomas Spang/KNA

17.06.2021 - Abtreibung , Bischöfe , USA