Auszeit noch bis Aschermittwoch

Weiter Unmut im Erzbistum Köln vor Rückkehr von Kardinal Woelki

Im Erzbistum Köln gibt es weiterhin erheblichen Unmut vor der geplanten Rückkehr von Kardinal Rainer Maria Woelki aus seiner Auszeit. Die Krise sei durch die fünfmonatige Unterbrechung "nicht gelöst" worden, sagte der oberste Vertreter der Laien, Tim Kurzbach, dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag): "Es sind derzeit nicht die geringsten Anzeichen erkennbar, dass nach dem 2. März etwas anders wird. Im Gegenteil", fügte der Vorsitzende des Diözesanrats hinzu. Woelki will am Aschermittwoch seinen Dienst wieder aufnehmen.

Kurzbach forderte eine Befragung der Kirchenbasis, ob es mit Woelki als Erzbischof eine Zukunft geben könne. "Teilhabe der Gläubigen ist in Köln das Gebot der Stunde." Zur Begründung verwies er auf die Beschlüsse beim Reformprojekt Synodaler Weg zur Zukunft der katholischen Kirche vom Wochenende, wonach die Gläubigen stärker zu beteiligen sind. "Wenn die jetzigen Verantwortlichen im Kölner Domkapitel und auch die deutschen Bischöfe es mit den Beschlüssen ernst meinen, müssen sie die Gemeinden jetzt zu der Frage hören", forderte Kurzbach.

Der Diözesanratsvorsitzende sieht auch den Vatikan am Zug: "Jetzt ist Rom in der Verantwortung, das Erzbistum nicht sehenden Auges in die Kernschmelze laufen zu lassen." Wenn Menschen mit neuen Ideen wie der neue Mediendirektor nach kurzer Zeit wieder gehen, dann werde klar, dass man nach Woelkis Rückkehr "mit einem bloßen 'Weiter so' rechnen muss".

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, verwies auf eine beim Synodalen Weg in Erster Lesung beratene und positiv aufgenommene Rahmenordnung zur Machtkontrolle. Diese sehe ein außerplanmäßiges Verfahren vor, wenn das Vertrauen in den Leitungsdienst nachhaltig gestört sein sollte, sagte sie der Zeitung: "Meine Erwartung an die Bistumsleitung ist, dass sie mit dem Diözesanrat zu dieser Frage aktiv das Gespräch sucht, um weiterem Schaden vorzubeugen."

Die Initiative Maria 2.0 Rheinland forderte Übergangsverwalter Rolf Steinhäuser auf, seinen Lagebericht für den Vatikan und das Ergebnis einer geheimen Abstimmung in Woelkis oberstem Beratergremium, dem Diözesanpastoralrat, zu dessen Rückkehr offenzulegen. Sprecherin Maria Mesrian warnte im Fall einer Rückkehr Woelkis vor "Agonie".

Im Erzbistum Köln sorgt seit Monaten vor allem die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen für eine Vertrauenskrise. Woelki befindet sich seit Oktober in einer mit dem Papst verabredeten Auszeit, um die Querelen aufzuarbeiten. Franziskus hatte nach einer Untersuchung erklärt, der Kardinal habe "große Fehler" vor allem in der Kommunikation gemacht, aber keine Verbrechen vertuschen wollen. Bis zum Ende der Auszeit leitet Weihbischof Steinhäuser die mitgliederstärkste deutsche Diözese.

KNA

07.02.2022 - Bischöfe , Deutschland , Personalien