Vorwürfe gegen Mutter-Teresa-Orden

Woelki wirft indischer Regierung "abgekartetes Spiel" vor

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sieht in den Kinderhandel-Vorwürfen gegen den Mutter-Teresa-Orden ein „abgekartetes Spiel“ der indischen Regierung. Dieser gehe es seit der Machtübernahme 2014 nur darum, aus Indien wieder einen rein hinduistischen Staat zu machen, sagte der Kölner Erzbischof am Montag dem bistumseigenen Internetportal domradio.de. Die Vorwürfe gegen die christliche Minderheit seien ein beliebtes Mittel, um Stimmung zu machen. Der Erzbischof besucht derzeit Indien.

Anfang Juli waren eine Ordensfrau und eine Mitarbeiterin eines Heim für ledige schwangere Frauen in Ranchi wegen des Vorwurfs des Kinderhandels verhaftet worden. Sie sollen Babys an adoptionswillige Paare verkauft haben. Laut Woelki ist die Ordensfrau nach einem Polizeiverhör wieder in Freiheit. Ihr habe nichts nachgewiesen werden können. Allerdings hätten wohl ein Wachmann und eine weitere Frau mindestens ein Kind weggegeben und dafür Geld bekommen.

„Es handelt sich also nicht um die Schwestern, sondern um Angestellte dieser Gemeinschaft“, so der Erzbischof. „Das ist schlimm genug, aber Gott sei Dank ist keine Ordensschwester verwickelt.“ Indem aber der weltweit bekannte Name von Mutter Teresa mit Kinderhandel in Zusammenhang gebracht werde, schaffe die Regierungspartei Aufmerksamkeit.

Illegale Adoptionen sind in Indien ein großes Geschäft; jährlich verschwinden dort schätzungsweise 100 000 Kinder. Im Dezember hatte das oberste Gericht Indiens alle Kinderheime und Waisenhäuser aufgefordert, sich bei der zentralen Adoptionsbehörde zu registrieren. 2300 Heime sind laut indischen Medien inzwischen der Anweisung nachgekommen. Den 4000 übrigen setzte Frauen- und Kinderministerin Maneka Gandhi eine Frist von vier Wochen.

Woelki beendet am Donnerstag einen zweiwöchigen Aufenthalt in Indien. Er folgt einer Einladung des Großerzbischofs der Syro-Malankarischen Kirche, die mit Rom verbunden ist. Zum Programm gehört auch ein Treffen mit dem Vorsitzenden der indischen Bischofskonferenz, Kardinal Oswald Gracias. Zudem besucht der Erzbischof Orden und Glaubensgemeinschaften, zu denen das Erzbistum Köln enge Beziehungen pflegt.

KNA

24.07.2018 - Ausland , Bischöfe , Diskriminierung