Hochschule Sankt Georgen

Wucherpfennig will Aussagen zu Homosexualität nicht widerrufen

Der wegen seiner liberalen Haltung zu Homosexualität unter Druck stehende bisherige Rektor der katholischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt, Ansgar Wucherpfennig, will seine Aussagen zu dem Thema nicht widerrufen. "Ich sehe meine Äußerungen zur Homosexualität und zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare auf dem Boden der katholischen Lehre", sagte der Jesuitenpater den Kirchenzeitungen der Bistümer Limburg, Mainz und Fulda.

Einen öffentlichen Widerruf lehnt er ab: "Um diesen Preis will ich nicht Rektor sein." Er werde allerdings sein Amt wieder übernehmen, sollte die vatikanische Unbedenklichkeitserklärung ("Nihil obstat") noch ausgesprochen werden.

Im "heute journal" des ZDF hatte der Hochschullehrer am Dienstagabend betont, er empfinde es als verletzend gegenüber Schwulen und Lesben, dass die nötige Erklärung noch nicht erteilt sei. Homosexuelle Menschen fänden wegen offenerer Haltungen in der Kirche gerade wieder einen Zugang zu ihr, "der noch sehr zart ist. Und jetzt hab ich den Eindruck, da wird jetzt mit dem Hammer draufgehauen."

Wucherpfennig, der sich unter anderem in der Seelsorge für homosexuelle Menschen engagiert, sagte in der Sendung, er habe sich auf vergleichsweise liberale Äußerungen von Papst Franziskus zum Umgang mit Schwulen und Lesben verlassen. "Und ich kann nicht nachvollziehen, warum das jetzt ausgebremst wird, ausgerechnet von engsten Mitarbeitern des Vatikan." Der Jesuit hatte unter anderem Segensfeiern für homosexuelle Partnerschaften befürwortet.

Auch der Jesuit Klaus Mertes kritisierte das Vorgehen des Vatikan. In einem Gastbeitrag in der "Zeit" (Donnerstag) kritisierte er eine "penetrante Selbstsicherheit, mit der Vatikanbeamte in seriöse theologische Lehre und Seelsorge eingreifen". Der anerkannte Professor werde von den Behörden "in dürren Worten auf unterstem intellektuellen Niveau" abgefertigt.

Der Provinzial der deutschen Jesuitenprovinz, Johannes Siebner, beklagte einen "verschwurbelten" und verschämten Umgang der vatikanischen Verantwortlichen mit dem Thema Homosexualität. Dieser sei in der Sache "obsolet", so Siebner: "Wir müssen endlich die Beziehungen von gleichgeschlechtlichen Menschen als das akzeptieren, was sie sind."

In dieser Woche stieß die bisher nicht erteilte Unbedenklichkeitserklärung auch in mehreren deutschen Bistümern auf Unverständnis. Nach Limburgs Bischof Georg Bätzing sprachen auch die Bistümer Osnabrück und Hildesheim dem Theologen ihr Vertrauen aus. Die Initiative "Wir sind Kirche", der katholische Jugenddachverband BDKJ sowie zahlreiche Priester und Wissenschaftler hatten sich ebenfalls hinter Wucherpfennig gestellt.

Der Jesuit war im Februar für eine dritte Amtszeit als Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen wiedergewählt worden, an der die Bistümer Hamburg, Hildesheim, Limburg und Osnabrück ihre Priesteranwärter ausbilden lassen. Derzeit leitet Wucherpfennigs Stellvertreter Thomas Meckel kommissarisch die Hochschule. 

KNA

10.10.2018 - Deutschland , Vatikan , Wissenschaft