Ins Amt eingeführt

Zsolt Balla ist Deutschlands erster Militärbundesrabbiner

Als erster Militärbundesrabbiner ist Zsolt Balla (42) am Montag in Leipzig ins Amt eingeführt worden. Bei der Feierstunde sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU): "Das Judentum gehört zur Bundeswehr." Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte sprach die Ministerin von einem großen Tag, der viel "wiege". Erstmals nach rund 100 Jahren und 76 Jahre nach der Schoah gibt es nun wieder Militärrabbiner in den deutschen Streitkräften.

Balla sagte, es sei keine leichte und selbstverständliche Entscheidung gewesen, die Rolle des ersten Militärbundesrabbiners zu übernehmen: "Ich stehe demütig hier und spüre die Last der Geschichte auf meinen Schultern." Es gebe viel Arbeit, aber er freue sich darauf. Balla bleibt weiterhin auch Landesrabbiner von Sachsen und orthodoxer Gemeinderabbiner in Leipzig.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hob hervor: "Die Bundeswehr hat nichts mit der früheren Wehrmacht gemeinsam, und nur deshalb ist es heute möglich, dass wir einen Militärbundesrabbiner einführen können." Die Amtseinführung gebe "allen Grund zur Freude und Dankbarkeit". Balla schreibe damit Geschichte. Schuster überreichte ihm in der Synagoge die Ernennungsurkunde sowie einen Tora-Mantel für die Reise-Tora des künftigen Militärrabbinats, das derzeit in Berlin eingerichtet wird.

Ein "wichtiger Nebeneffekt" der jüdischen Militärseelsorge sei es, dass Fremdheit gegenüber dem Judentum abgebaut werde. "So dass - da bin ich mir sicher - Vorurteile gar nicht erst entstehen oder am besten gleich in sich zusammenfallen", sagte Schuster.

Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck ergänzte, dass die christliche Militärseelsorge an der Seite der jüdischen stehe, auch im gemeinsamen Kampf gegen Antisemitismus. Er hob hervor, dass die Kirchen die Einführung des Militärrabbiner-Amts ausdrücklich unterstützt und mitbefördert hätten: "Es ist ein wichtiges Zeichen zu sehen, wie die Politik und Religionsfreundlichkeit unseres Landes Religionsfreiheit auch institutionell möglich machen."

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) sprach von einem "großen und glücklichen Meilenstein" für Deutschland und die Bundeswehr: "Gerade angesichts des wachsenden Antisemitismus in Deutschland und auch nach den jüngsten Verfehlungen einzelner Soldaten im Einsatz in Litauen könnte der Zeitpunkt für die Amtseinführung von Rabbiner Zsolt Balla besser nicht liegen."

Rabbiner Walter Homolka, Vorsitzender der Union progressiver Juden in Deutschland, erklärte, Balla sei "der richtige Mann, um den Ausgleich zwischen liberalem und orthodoxem Judentum in der Militärseelsorge zu schaffen".

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte, die Wiedereinführung der jüdischen Militärseelsorge zeige das Vertrauen der jüdischen Gemeinschaft in die deutsche Demokratie. Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), sprach von einem "großartigen" Zeichen in die Gesellschaft und in die Bundeswehr hinein". Die Bundeswehr müsse demokratische Werte und Toleranz leben: "Dafür leistet die Jüdische Militärseelsorge einen unverzichtbaren Beitrag."

Als Militärbundesrabbiner steht Balla dem entstehenden Militärrabbinat vor und koordiniert die Arbeit von bis zu zehn jüdischen Geistlichen in der Bundeswehr. Ende 2019 hatten Kramp-Karrenbauer und der Zentralrat der Juden in Deutschland einen Staatsvertrag über die jüdische Militärseelsorge unterzeichnet.

KNA

22.06.2021 - Judentum , Militär , Personalien