THIERHAUPTEN – Seit 25 Jahren ist das Klostermühlenmuseum Thierhaupten, Landkreis Augsburg, als überregionales Mühlenmuseum bekannt. Einst stand hier eine klösterliche Getreidemühle, die schon 1475 urkundliche Erwähnung erfuhr, aber weit älter sein dürfte und jahrhundertelang im Dienste des Benediktinerklosters Thierhaupten stand.
Im vergangenen Jahrhundert wurde die handwerkliche Dorfmühle bis zu ihrer Stilllegung 1959 von der letzten Besitzerfamilie Reiter betrieben. In den 1980er Jahren bot dann die historische Mühle einen traurigen Anblick und schien dem Untergang geweiht. Rettung in letzter Minute brachte die private Initiative des Ehepaars Barbara und Karl Seidenschwann, die das technische Denkmal 1994 erwarb und in ein lebendiges Mühlenmuseum verwandelte.
Wie zu Klosterzeiten
Was als Privatmuseum begann, wurde 2004 vom Landkreis Augsburg übernommen. Die Getreidemühle im Erdgeschoss wurde mit einem Steinmahlgang wie zu Klosterzeiten dargestellt, daneben blieb natürlich auch die Technik des 20. Jahrhunderts mit den Walzenstühlen, dem Plansichter, den Reinigungsmaschinen, der Transmission und vielem mehr erhalten. Im hinteren Teil des Erdgeschosses wurde die Papiermühle untergebracht, im 1. Stock das Ölstampfwerk. Beide Mühlentypen sind als funktionsfähige Rekonstruktionen eingebaut, dazu die Sägemühle als kleines Modell.
So zogen alle einstigen Klostermühlen unter einem Dach ein, was dem Museum konsequenterweise den Namen „Klostermühlenmuseum“ einbrachte. Zwar ist die ehemalige Getreidemühle nicht mehr in Betrieb genommen worden, doch ließen sich von Anfang an zu Schauzwecken sowohl der Steinmahlgang als auch das Hadernstampfwerk in Bewegung setzen, direkt vom Wasserrad oder mit Elektromotor betrieben. Die Anlage soll den Museumsbesuchern ermöglichen, sich einen lebendigen Eindruck der Mühlentechnik zu verschaffen. An mehreren Stationen können sie selber Hand anlegen, um die Arbeit in den Mühlen mit allen Sinnen zu begreifen. Lehrkräfte schätzen diesen erlebnisorientierten Zugang sehr und kommen gerne mit ihren Schulklassen von Grund- und weiterführenden Schulen in den Fächern Heimat- und Sachkunde, Geschichte, Deutsch oder Kunst zu Unterrichtsgängen in das Klostermühlenmuseum.
Im Mittelpunkt steht jeweils die Vermittlung der Kulturgeschichte der Mühlen mit ihrem großen Facettenreichtum. Dabei spielt Technikgeschichte, die Energiegewinnung früher und heute, Gebäudegeschichte, Lebens- und Arbeitswelt der Müller, Rohstoffnutzung und Materialgeschichte, Landwirtschaft sowie Ernährung ebenso eine Rolle wie die Mühle als Motiv im Märchen oder in der Musik. Beim altersgerechten Rundgang durch das Museum werden viele dieser Themen angesprochen.
Im Anschluss schöpfen die Teilnehmer ihr eigenes Papier, mahlen mit Handmühlen Getreide oder backen am Backhaus Brot. Diese Programme finden auch bei anderen Formaten wie Kindergeburtstagen, Ferienprogrammen oder bei Museumsfesten ihren Einsatz.
Attraktives Ausflugsziel
Doch nicht nur Kindergruppen zählen zu den häufigen Besuchern im Haus. Auch viele andere Alters- und Berufsgruppen wählen die Mühle als attraktives Ausflugsziel oder besuchen im Museum kleine Konzerte, Lesungen oder Kurse. So konnten in den letzten zehn Jahren von Mai bis Oktober meist um die 4000 bis 5000 Besucher empfangen werden. Das Klostermühlenmuseum ist weithin als kleines kulturelles Zentrum bekannt und beliebt, gilt als besonderes Schmuckstück und sucht in der Museumslandschaft Bayrisch-Schwabens seinesgleichen.
Information:
Das Museum ist geöffnet von Mai bis Mitte Oktober Dienstag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr, mittwochs, freitags sowie an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr. Montag und Samstag ist es geschlossen. Eintritt: 2,50 Euro. Weitere Informationen gibt es unter www.klostermuehlenmuseum.de.