Bertram Meier:

Papst hat Umweltthemen vom Katzentisch weggeholt

AUGSBURG – Zum fünften Jahrestag der Umweltenzyklika "Laudato si" hat der ernannte Augsburger Bischof Bertram Meier die Bewahrung der Schöpfung als ein "bis dahin eher vernachlässigtes Thema in der katholischen Kirche" bezeichnet. Papst Franziskus habe ihm mit seinem Schreiben einen völlig neuen Platz gegeben, sagte Meier in einem Interview. "Damit hat er das Thema vom Katzentisch weggeholt."

Die Enzyklika habe weltweit große Beachtung gefunden. Die Sprengkraft der Aussagen liege darin, die oft katastrophalen sozialen Folgen einer rücksichtslosen Ausbeutung der Natur durch den Menschen aufzuzeigen, so Meier. "Für Franziskus ist klar: Einsatz für die Umwelt und Option für die Armen sind miteinander verquickt."

So wie die Corona-Pandemie betreffe auch die ökologische Krise viele Menschen direkt oder indirekt, erklärte Meier. Beide könnten nur durch eine gemeinsame Anstrengung bekämpft werden, wenn man die derzeitige Krise als vielleicht letzte Chance sehe, dafür zu sorgen, dass die Welt, die danach entstehe, nachhaltiger und gerechter sei. "Corona ist für mich geradezu ein prophetischer Zeigefinger, ein Vorbote, was alles noch kommen kann: Denn gegen den Klimawandel gibt es keine Impfung, die der Menschheit und der Mitwelt beim Überleben helfen kann. Die einzige Medizin heißt Umkehr zu Gottes Schöpfung."

Das Bistum Augsburg bekommt Meierzufolge einen eigenen Umweltmanager. Die entsprechenden Beschlüsse seien bereits gefasst, die Personalie sei aber durch Corona etwas in den Hintergrund gerückt. "Als Bischof werde ich darauf schauen, dass dieser Umweltmanager mehr wird als ein Feigenblatt." Konkret gehe es darum, Gebäude energetisch zu ertüchtigen, in den eigenen Einrichtungen nachhaltig zu wirtschaften und eine möglichst umweltfreundlichen Mobilität zu erreichen.

KNA

25.05.2020 - Bischöfe , Bistum Augsburg , Umwelt