Bischof Bertram begeht erstmals das Hochfest des Bistumspatrons

St. Ulrich hörte auf „Weiberrat“

AUGSBURG – Wie der heilige Ulrich auf „Weiberrat“ – auf den Ratschlag der Frauen – zu hören, das legte Bischof Bertram Meier Vertretern der Kirche und allen Gläubigen am Hochfest des Bistumspatrons ans Herz. „Wir brauchen die von Gott geschenkten Talente und Charismen, die, wie wir alle wissen, nicht an das Mannsein gebunden sind“, sagte er. 

Eine „stille“ Ulrichswoche wird heuer zu Ehren des Augsburger Bistumspatrons veranstaltet. Wegen der Corona-Krise kommen nicht wie sonst große Wallfahrtsgruppen. Nur Einzelpilger dürfen diesmal in das Gotteshaus, das die Gebeine des heiligen Ulrich beherbergt. 

Die Wallfahrtstage stehen unter dem Motto „Miteinander auf dem Weg“. Zum Pontifikalamt in der Basilika auf den Weg gemacht hat sich Johannes Jesse aus Augsburg-Pfersee. Der betagte Mann ist zwar nicht gut zu Fuß und geht am Rollator, doch bei der Ulrichswallfahrt war er immer dabei – und lässt sie sich auch heuer nicht nehmen. 

Walter Büchler und Petra Frank sind eigens aus Schrobenhausen gekommen, um den erst kürzlich geweihten neuen Augsburger Bischof zu erleben. „Die Bischofsweihe konnte ich ja nur am Bildschirm sehen“, sagt Büchler.

Stadtpfarrer Christoph Hänsler begrüßt die Gläubigen in der Basilika „zu einem besonderen Ulrichsfest unter besonderen Bedingungen“. Bischof  Bertram erinnert daran, dass das Rücktrittsgesuch seines Vorgängers Bischof Konrad Zdarsa vor genau einem Jahr von Papst Franziskus angenommen wurde. Das Messgewand, das dieser vor einem Jahr zum Ulrichsfest getragen habe, trage nun er, erklärt der Bischof: „Unsere Gedanken gehen heute auch nach Dresden, wo Bischof Konrad lebt. Von Herzen danken wir ihm für seinen Hirtendienst in Augsburg und beten dafür, dass er sich in seiner alten Heimat wohl fühlt.“ 

Harmonische Melodien

Das Ensemble Aux antiqua und ein Bläserquartett vom Dom unter Leitung von Domkapellmeister Stefan Steinemann stimmen die „Missa sopra l‘aria della Monica“ von Girolamo Frescobaldi (1583 bis 1643) an. Die fließenden, harmonischen Melodien des frühbarocken Komponisten umschmeicheln das Gehör. 

Bischof Bertram geht in seiner Predigt auf die bedeutende Rolle dreier Frauen ein, die das Leben des heiligen Ulrich prägten: Ulrichs Mutter Thietburga habe ihren Sohn glauben und beten gelehrt. Als er zur Klosterschule in Dillingen ging, sorgte sie dafür, dass täglich um neun Uhr abends eine Glocke läutete, damit er durchs neblige Ried nach Hause fand. So habe sie eine Orientierunghsilfe für den Sohn geschaffen, erläutert der Bischof. Als Reichsfürst zeigte Ulrich „Züge einer zärtlichen Mutter – das ist wohl wesentlich seiner Mutter Thietburga zu verdanken“.

Prägend für Ulrich sei auch die Reklusin Wiborada gewesen, die er als Klosterschüler von St. Gallen immer wieder als Beraterin aufsuchte. „In Konflikten und wenn er unsicher war, eilte er sofort zu Wiborada, um ihre Meinung zu vernehmen“, führt Bischof Bertram aus: „Wiborada ist die latinisierte Form von Wiberat, was so viel heißt wie Weiberrat. Ulrich hat auf den Weiberrat, den Rat einer Frau, viel gegeben.“

Nicht zuletzt habe die heilige Afra eine große Anziehungskraft auf Ulrich gehabt. „Afra war für Ulrich wie eine Fackel, zündendes Beispiel – vom Heiligen Geist entfacht. Feuer und Flamme für Christus war Afra selbst dann noch, als das Bekenntnis ihr das Leben kostete.“

Wie steht es um unser Bekenntnis, wenn heiße Eisen der Kirche diskutiert werden, wenn der Boden heiß wird angesichts der Kritik an der Kirche und wenn Debatten darüber entbrennen, ob wir Gott überhaupt noch brauchen?, fragt Bischof Bertram. Er betont: „Wir brauchen einander. Wir brauchen die von Gott geschenkten Talente und Charismen.“

Barbara Lang

Im Wortlaut: Die Predigt von Bischof Bertram ist im Internet nachzulesen unter www.katholische-sonntagszeitung.de.