Bischof Bertram weiht erstmals vier junge Männer zu Priestern

„Auf einmal ganz ruhig“

AUGSBURG  – „Das Weihegebet habe ich vielleicht ein bisschen zu hoch angesetzt“, sagte Bischof Bertram schmunzelnd. Von der Stimmlage abgesehen sei aber alles wie am Schnürchen gelaufen bei seiner ersten Priesterweihe. Ähnlich erging es den vier Neupriestern, die am Sonntag erstmals mit ihm am Altar standen, nachdem er ihnen die Hände aufgelegt und sie feierlich in den Dienst Christi gestellt hatte. Auf das „Großer Gott, wir loben Dich“, das durch den Dom rauschte, erteilten sie den Gottesdienstbesuchern und Tausenden, die via katholisch1.tv die Feier verfolgten, den Primizsegen. 

Es war ein würdiger, sehr eindrucksvoller Gottesdienst. Auch wenn wegen Corona manches anders war. Während die Kandidaten sonst von Bussen voller Freunde und Bekannter begleitet werden, waren es diesmal deutlich weniger, die mit zum Gottesdienst kommen konnten. Streng achteten die Ordner auf Platzkarte und Abstand.

Und während sonst alle anwesenden Priester den neuen Amtsbrüdern die Hände auflegen, blieb dies dem Bischof vorbehalten, nachdem Regens Michael Kreuzer, Weg­begleiter und -bereiter, bestätigt hatte, dass die Kandidaten würdig sind. Solisten der Augsburger Domsingknaben mit Domkapellmeister Stefan Steinemann, Domkantor Julian Müller-Henneberg sowie Claudia Waßner  und Umberto Kostanic an den Orgeln sorgten für festliche Klangfülle.

Ludwig Bolkart (aus Weißenhorn), Richard Hörmann (Bad Grönenbach), Marco Leonhart (Pforzen) sowie Michael Sommer (Illerrieden) vom Orden der Missionare vom Kostbaren Blut waren tief beeindruckt. Die drei neuen Diözesanpriester und der Pater nannten im Anschluss an die Feier die Handauflegung, den Primizsegen und die Heiligenlitanei als größte Momente. „Auf einmal bin ich ganz ruhig geworden“, erinnerte sich Ludwig Bolkart später an den Moment, als er mit den anderen vor dem Altar am Boden lag, während die Gemeinde die Heiligen als Beistand anrief. 

„Beruf, den du liebst“

Bischof Bertram zitierte in seiner Predigt die alte Weisheit: „Wähle einen Beruf, den du liebst. Und du brauchst keinen Tag im Leben mehr zu arbeiten.“ Tatsächlich habe er den Eindruck, dass die vier Kandidaten das umsetzen. Auch er selbst habe in 35 Jahren als Priester noch keinen Tag bereut. Zum Zeichen dafür hatte er zu seiner ersten Priesterweihe eine besondere Kasel angelegt, gefertigt von der 87-jährigen Textilkünstlerin Wanda Zamichiel Casaril aus Venedig. Geknüpft wie ein Fischernetz, sei dieses Geschenk zur Bischofsweihe nur ein paar Gramm schwer und eine wahre Freude beim Tragen. Zugleich versinnbildliche es,  dass der Priester erst einmal Christus ins Netz gehen muss, bevor er selbst Menschenfischer werden kann.

Allerdings sei bei aller Festfreude keine rosarote Brille angesagt. Es gebe sehr viele kritische Anfragen an die Lebensform der Priester und ihren künftigen Dienst. Der Bischof dankte den jungen Männern für ihre Bereitschaft, sich darauf einzulassen. Ebenso würdigte er den Beitrag von Eltern, Geschwistern, Freunden und sonstigen Wegbegleitern, die die Entscheidung mittrugen.

Priester bleiben Menschen

Alle Gläubigen bat Meier: „Begleiten Sie unsere neuen Priester auch weiterhin nicht nur im Gebet, sondern auch mit Ihrer Nähe und Anteilnahme, mit Ihrem Wohlwollen und – wenn es sein muss – mit Ihrer konstruktiven Kritik.“ Obwohl noch heute oft als „hochwürdiger Herr“ betituliert und mit großer Vollmacht ausgestattet, sei es für einen Priester ganz wichtig, dass er „Mensch ist und bleiben darf“. 

Der Bischof weiter: „Sorgen Sie dafür, dass es ihm – wenn die Primiztour vorbei ist und der Alltagsmodus beginnt – weiterhin gut geht. Und wenn es einmal schwierig werden sollte, dann tragen Sie ihn bitte in seiner Lebensform mit! Wir alle brauchen Nähe und Ehrlichkeit. Das gilt im Übrigen auch für einen Bischof!“

Ein paar „Gedankensplitter“ gab es auch zum Gehorsam, zu dem sich die Priester gegenüber dem Bischof und seinen Nachfolgern verpflichten. Loyalitätspflicht und Identifikationszwang seien im normalen Berufsleben oft viel größer als im priesterlichen Dienst. Niemand erwarte „servile Unterwürfigkeit“. Der vielzitierte und kritisierte Gehorsam sei gleichermaßen eine „Schule der Freiheit. Ohne das Kreuz ist die Schule allerdings nicht zu schaffen.“

Johannes Müller

Im Wortlaut:

Bischof Bertrams Predigt steht unter www.katholische-sonntagszeitung.de zum Nachlesen im Internet.

01.07.2020 - Bistum Augsburg , Priester