Diözesanadministrator dankt allen, die sich ehrenamtlich in ihrer Pfarrei einsetzen

„Dass die Kirche im Dorf bleibt“

AUGSBURG – Zum ersten Advent hat Diözesanadministrator Bertram Meier einen Brief der Wertschätzung und der Ermutigung an die Gottesdienstbeauftragten und ehrenamtlich Engagierten in den Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften geschrieben. Unsere Zeitung veröffentlicht ihn leicht gekürzt:

Liebe Schwestern und Brüder in Christus, in großen Schritten gehen wir wieder auf Weihnachten zu – ein Fest, bei dessen Nennung Kinderherzen höher schlagen und unwillkürlich auch jeder Erwachsene einen Hauch von Nostalgie verspürt. Das ist gut so, zeigt es doch, dass wir in unserer leistungsorientierten, lauten und hektischen Welt auch feste Zeiten haben, an denen wir uns durch Emotionen so nahe sind, wie sonst kaum: Glaubende und praktizierende Christen, Aktive und Zweifelnde, Suchende und Fragende. Ja selbst Andersgläubige sind vielfach angetan von dem, was die Adventszeit an emotionaler Beheimatung und Gemeinschaftserlebnissen bietet – aller Kommerzialisierung zum Trotz. 

Weihnachten ist das Fest der Menschwerdung Gottes. Der Unfassbare und unbegreifliche Gott hat ein menschliches Gesicht, er vertraut sich als hilfloses Kind unserer Fürsorge an und ist bereits im Mutterschoß Anfeindungen und Gefahren ausgesetzt. Gott wird Mensch, damit wir immer mehr entdecken, was uns zu Menschen macht.

Gegenseitiges Stützen

Jede und jeder von uns ist gott­unmittelbar, jede und jeder lebt seine eigene individuelle Glaubensgeschichte. Denn wir dürfen uns als von Gott gewollt betrachten, als unverwechselbarer, unwiederholbarer Schöpfungsgedanke. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie selbst diese Erfahrung machen durften und immer wieder neu, gerade in dunklen und schweren Zeiten, erleben, wie sehr Sie getragen sind!

Dazu brauchen wir Gemeinschaft, dass wir uns gegenseitig stützen und durch Wort und Tat stärken; denn jede und jeder hat eine besondere Gnadengabe (Charisma), eine Begabung, die nur ihr/ihm eigen ist. Auch wenn sich in der Kirche Ämter und Dienste herausgebildet haben, so gilt doch immer das Wort Christi: „Wer sich so klein macht wie ein Kind, der ist im Himmelreich der größte“ (Mt 18,4).

Wir ergänzen einander – auch in der Liturgie: Das darf ich immer wieder erleben, gerade bei festlichen Gottesdiensten, vor allem aber während meiner Visitationen in vier Dekanaten unseres Bistums. Wie bereichernd ist es für junge Mütter und Väter, wenn sie in einem Kindergottesdienstteam mit ihren eigenen und den Kindern befreundeter Familien die ersten Schritte in den Glauben gehen können! Wie verantwortungsvoll und beglückend erleben es Frauen und Männer, wenn sie in Andachten, bei einem gestalteten Rosenkranz und in Wortgottesfeiern aktiv mithelfen, dass die vertraute Kirche im Dorf oder im Stadtteil nicht verwaist und verschlossen bleiben muss! 

Trotz Stress im Beruf

Ihnen allen, den Mesnerinnen und Mesnern, den Ministrantinnen und Ministranten, die als Heranwachsende nicht selten auch außerliturgische Aufgaben übernehmen, möchte ich zurufen: Ihr sorgt dafür, dass die Kirche heute ein menschliches Gesicht bewahrt! Alle, die sich als Pfarrgemeinde-, Pastoral- und Dekanatsräte engagieren, die ihr Expertenwissen in der Kirchenverwaltung einbringen, und diejenigen, die trotz großer beruflicher Belastung immer wieder bereit sind, einzuspringen und zu helfen, machen etwas sichtbar von dem göttlichen Glanz auf dem Antlitz Christi (vgl. 2 Kor 4, 6). Dafür möchte ich Ihnen allen ausdrücklich danken und Sie ermutigen, auch in Zukunft in Ihrem Eifer für das Haus Gottes, die Kirche vor Ort, nicht nachzulassen. Sie tragen dazu bei, dass „die Kirche im Dorf bleibt“.

Entdecken von Charismen

Kein Seelsorger, keine Seelsorgerin, auch kein Priester oder Pfarrer repräsentiert die Pfarrei oder Pfarreiengemeinschaft allein: Als Teamplayer wissen sie die Verteilung auf viele Schultern zu schätzen und sehen sich von Christus her als Förderer und Entdecker von Begabungen und Charismen. Denn die Abhängigkeit ist wechselseitig, und das ist gut so, nicht zuletzt weil wir Menschen zu Selbstüberschätzung neigen und manchmal auch dazu, uns zu überfordern. Ausgerechnet dem übereifrigen und spontan Handelnden Simon Petrus vertraut Christus seine Kirche an. Doch verbindet er dies mit der Mahnung: „Ich habe für Dich gebetet, dass Dein Glaube nicht erlischt. Und wenn Du wieder umgekehrt bist, dann stärke deine Brüder!“ (Lk 22,32). 

Nehmen wir das gemeinsame Fest der Menschwerdung Gottes zum Anlass, irgendwann zwischen den Jahren in die Stille zu gehen und diesem Auftrag und seinen Konsequenzen für uns ganz persönlich im Gebet nachzuspüren: „Wenn Du umgekehrt bist, dann stärke deine Schwestern und Brüder!“ 

Mit Ihnen und Ihren Familien auf dem Weg zur Krippe

Ihr dankbarer Bertram Meier

Diözesanadministrator

26.11.2019 - Bistum Augsburg