Zwölf Dorfhelferinnen haben ihre Ausbildung abgeschlossen

Schon sehnsüchtig erwartet

SCHWEINSPOINT – Sie sind „überoi und doch dahoam“, wie Landescaritasdirektor Prälat Bernhard Piendl den frischgebackenen Dorfhelferinnen in seiner Predigt bescheinigte. Wenn die Bäuerin oder die Mutter in ländlichen Haushalten wegen Unfall, Krankheit oder gar Tod ausfällt, springt die Dorfhelferin ein, um der Familie über die Zeit zu helfen. 

Vorbereitet auf die umfassende Tätigkeit werden sie in fünf Ausbildungsjahren. Nach bestandener Hauswirtschaftsausbildung schließen sich noch zwei Jahre für die Dorfhelferinnenqualifikation an, das erste davon an der Landwirtschaftlichen Fachschule in Pfaffenhofen. Der 65. Abschlussjahrgang an der Katholischen Fachschule für Dorfhelferinnen in Neuburg an der Donau war heuer mit zwölf Absolventinnen vergleichsweise klein. Im nächsten Semester befinden sich 20 junge Frauen, während im neuen Kurs, der im August beginnt, noch Plätze frei sind.

Der Bedarf ist da. „Die Maschinenringe warten schon sehnsüchtig auf Sie“, unterstrich Georg Thalhammer vom Kuratorium der Bayerischen Maschinenringe, der es augenzwinkernd bedauerte, dass es in all den Jahren und 65 Kursen nicht gelungen ist, einen Mann als Dorfhelfer auszubilden. Er habe sich sagen lassen, dass die Ausbildung zu anspruchsvoll für Männer sei.

Die Maschinenringe übernehmen vielerorts die Vermittlung der Dorfhelferinnen. Neun der zwölf Absolventinnen werden von der KDBH (Katholische Dorfhelferinnen & Betriebshelfer in Bayern GmbH) ins Angestelltenverhältnis übernommen, drei Rosenheimerinnen entschieden sich für die Selbständigkeit, darunter Jahrgangsbeste Veronika Weber. Die 19-Jährige strebt als nächstes den Meistertitel in der Hauswirtschaft an. „Als Selbständige bin ich da flexibler“, erklärt sie ihre Entscheidung. Etwa ein Drittel der Meisterqualifikation hat sie mit der Dorfhelferinnenausbildung bereits in der Tasche. 

Eingesetzt werden die jungen Dorfhelferinnen in ganz Bayern, sagt KDBH-Geschäftsführerin Johanna Hell, manche gehen zurück in ihre Heimat, andere werden umziehen. Acht der jungen Frauen stammen aus dem südlichen Oberbayern, je zwei aus Schwaben und der Oberpfalz. Hell hatte zur Abschlussfeier die Geschichte „Lebenskunst“ mitgebracht, die von einer Kinderärztin erzählt, die Probleme, die sie von ihrer Arbeit mit nach Hause bringt, bei einem Lebensbaum vor der Haustür abgibt, um sie am nächsten Morgen – dann erstaunlicherweise weniger schwerwiegend – wieder abzuholen.

So legte sie den Dorfhelferinnen ans Herz, mit den eigenen Ressourcen achtsam umzugehen. Hubert Bittlmayer, Amtschef des Landwirtschaftsministeriums, erzählte, als Kind habe er selbst eine Dorfhelferin erlebt, als die Mutter schwerkrank und der Vater mit Hof und drei Kindern völlig überfordert war. „Dann kam Annemarie“, fuhr er fort. Heute noch werde das Brot bei ihm daheim nach Annemaries Rezept gebacken – die Erinnerung sei geblieben, die Dorfhelferin habe die Familie damals gerettet.

Dorfhelferinnen gibt es keineswegs flächendeckend in Deutschland. „Wir werden von anderen Bundesländern beneidet, denn nur in Bayern gibt es diese starke Allianz, das ist bundesweit einzigartig“, betonte Martin Wunderlich vom Bayerischen Bauernverband in München. Andrea Hammerl

Information: 

Bewerbungen für den neuen Kurs, sind an die Landwirtschaftsschule Pfaffenhofen/Ilm, Telefon 0 84 41/867-0, www.alf-ph.bayern.de, zu richten. Voraussetzung ist die abgeschlossene Ausbildung als Hauswirtschafterin.

14.08.2019 - Bayern , Familie