Fatima-Schiffsprozession am Bodensee (Mittwoch, 22. August 2018 11:06:00)

Fatima-Schiffsprozession am Bodensee

Maria leuchtet als Stern

LINDAU – Es ist ein wunderbarer Sommerabend, als die fünf Schiffe aus Lindau, Bregenz und Rorschach, gefüllt mit Gläubigen aus ganz Europa und begleitet von Musikkapellen, in ihren Häfen am Bodensee ablegen und Kurs nehmen auf eine gedachte Grenze der drei Länder Österreich, Deutschland und Schweiz. 

Die Sonne geht blutrot am Horizont unter. Ihr gegenüber ist der Mond schon aufgegangen. Zu dieser Kulisse harmoniert der Gesang aus vielen hundert Kehlen: „Maria dich lieben ist allzeit mein Sinn!“ Es ist ein feierliches und friedliches Gefühl, das sich unter den Pilgern der 37. Fatima-Schiffsprozession an Maria Himmelfahrt ausbreitet. Die Gebete klingen wie die Lieder sanft über den See. 

Auf dem Monstranz-Schiff, so genannt, weil sich das Allerheiligste darauf befindet, haben sich um Nikolaus Maier, Direktor der Gebetsstätte Wigratzbad, die die Schiffsprozession seit vielen Jahren veranstaltet, und Weihbischof Matthias Heinrich aus Berlin viele Priester und Ordensschwestern versammelt. Darunter Schwester Josefa und Schwester Manuela, Dienerinnen der geistlichen Familie vom Heiligen Blut in Hittisau. Sie haben die Brüder David und Darius Storm zur Schiffsprozession mitgebracht. Die beiden machen im Kloster in Hittisau mit ihren Eltern und Geschwistern Familienexerzitien. 

Die Jugendlichen haben ihren Rosenkranz dabei. „Wir sind eine sehr gläubige Familie“, erzählt Darius (15). Im Kloster würden sie viel an Andachten teilnehmen. In ihrem Freundeskreis seien sie eher die Ausnahme. „Aber das kann sich ja noch ändern. Wir gehen mit gutem Beispiel voran. Für uns ist unser Glaube und das Gebet sehr wichtig“, erklärt David (16). 

Seine Worte passen zu den Worten, die Weihbischof Matthias Heinrich an die Pilger richtet, als die Schiffe in der Dämmerung die gedachte Ländergrenze erreicht haben und sich um das Monstranz-Schiff versammeln.

Wallfahrtsdirektor Maier begrüßt die Pilger und vor allem die jungen Leute auf dem Jugendschiff: „Maria hat uns hier zusammengeführt als Licht, das nicht untergeht, zum gemeinsamen Gebet um ein christliches Europa, das Eure Zukunft sein soll.“ Dann grüßt er auf die MS
Vorarlberg hinüber, die im Lindauer Hafen gestartet ist und auf der das Ehepaar Madlener aus Bregenz mitfährt. „Ohne die beiden würde die Prozession nicht so gut gelingen.“ 

Zum letzten Mal begleitet Pfarrer Georg Alois Oblinger die Schiffsprozession. Er übernimmt im Oktober die Gebetsstätte Marienfried in Pfaffenhofen an der Roth. „Sie waren viele Jahre treu dabei. Wir wünschen Ihnen eine gute Zeit an Ihrem neuen Wirkungsort“, sagt Maier.

Christliche Wurzeln

„Maria leuchtet für uns als vollendeter Stern“, richtet sich Weihbischof Heinrich an die Pilger. Er setzt Europa und die Flagge der Europäischen Union – mit zwölf Sternen auf blauem Grund – in Bezug zum Sternenkranz, der das Haupt der himmlischen Mutter umgibt. Europa sei verbunden mit der biblischen Botschaft. Die Flagge Europas erinnere an die christlichen Wurzeln. „Ohne schwarzsehen zu wollen, glaube ich, dass Europa ohne seine christlichen Wurzeln nicht bestehen kann. Ich befürchte aber, dass wir dabei sind, sie zu verlieren. Und wo kein Gott, da regieren andere Mächte.“ 

Mit einem „Großer Gott wir loben dich“ hallt ein gesungenes Feuerwerk in den Himmel – ihm folgt ein Klangfeuerwerk, das die Pilger mit Begeisterung genießen, bevor die Schiffe zurück in die Häfen gleiten. „Segne du Maria“ singen die Pilger auf der Rückfahrt. David und Darius strahlen: „Das war so schön.“

Susi Donner