Gebetswoche für die Einheit der Christen

Gemeinsame Vision notwendig

AUGSBURG – Die christlichen Kirchen in der Karibik haben in diesem Jahr die Texte zur Gebetswoche für die Einheit der Christen und das Motto „Deine rechte Hand, Herr, ist herrlich an Stärke“ aus dem Buch Exodus 15,1 bis 21 ausgewählt. Sie standen auch im Mittelpunkt des Gottesdienstes der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) am Sonntag in der evangelischen Kirche St. Anna. Mit ihm wurde die Gebetswoche deutschlandweit eröffnet. 

In St. Anna wurde 1999 die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre zwischen dem Vatikan und dem Lutherischen Weltbund unterzeichnet. Der Erklärung haben sich inzwischen auch die Reformierte Kirche, die Methodisten und die Anglikaner angeschlossen. An der ökumenischen Feier nahmen die katholischen Bischöfe Konrad Zdarsa, Augsburg, und Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer, Vorsitzender der ACK Deutschland, teil. Ferner der Augsburger Bischofsvikar für Ökumene Bertram Meier, der Regionalbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Michael Grabow, die evangelischen Pfarrer Frank Kreiselmeier und Dirk Dempewolf, Apostolos Malamoussis, Vorstand der ACK Bayern und Erzpriester der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland, Radu Constantin Miron, stellvertretender ACK-Vorsitzender Deutschland und Ökumene-Beauftragter der Orthodoxen Bischofskonferenz, Bischof Harald Rückert von der Evangelisch-methodistischen Kirche sowie Vertreter weiterer christlicher Kirchen.

Bischof Wiesemann warf einen Blick auf die wechselvolle Geschichte der Menschen in der Karibik: „Sie wissen seit Jahrhunderten, was es heißt, versklavt zu sein, ihre Geschichte ist eine Geschichte der Unterdrückung und des Widerstands.“ Und die Missionstätigkeit der Kirchen sei bis auf wenige Ausnahmen aufs Engste mit den Kolonialisten verbunden gewesen. Gleichzeitig sei die Bibel für viele zur Quelle des Trostes und der Befreiung geworden.

Ihr mutiges Glaubenszeugnis könne von der Befreiung der Menschen aus der Knechtschaft der Sünde erzählen und davon, dass Christen eine Vision brauchen. „Eine Vision vom Reich Gottes, vom universellen Volk Gottes, von einer vereinten Christenheit und die Vision einer sichtbar geeinten Kirche“, sagte Wiesemann. Dies sei im vergangenen Jahr mit dem ökumenischen Christenfest zum Luther-Jubiläum gelungen.

„Unsere Vision der Ökumene, sie muss viel größer sein, als nur das friedliche Mit- und Nebeneinander in getrennten Kirchen zu pflegen“, betonte er. Damit die Kirchen den Menschen Mut und Hoffnung geben können, brauche es die Vision einer weltumspannenden Solidarität. Nur so könne man den großen Krisen der Menschheit wehren, dem Terror, der Korruption und der himmelschreienden Ungerechtigkeit, die immer wieder Millionen von Menschen in Flucht und Elend treiben. „Gottes Wort so lesen, als würden wir heute aus der Sklaverei ausbrechen und Zeugnis geben. Gottes Wort und seine rechte Hand sind eins, sie sprengen die Ketten, die uns gefangen halten“, spannte Wiesemann den Bogen in die Gegenwart. „Die Rechte des Herrn will die ganze Welt aufreißen, öffnen wir uns der Vision, dass Gottes Rechte zu allen Zeiten Wunder wirkt“, schloss er die Predigt.

Musikalisch wurde der Gottesdienst von Kirchenmusikdirektor Michael Nonnenmacher und der Band der Gemeinde Arche in Augsburg gestaltet. Schülerinnen der Ausbildungsklassen der Ballett- und Tanzakademie Daniel Záboj tanzten eine Interpretation von Moses und Mirjams Siegeslied aus dem Buch Exodus. Roswitha Mitulla