Karl Kempter wird plastisch

Gedenktafel erinnert an den Komponisten der Pastoralmesse in G-Dur

BURGAU-LIMBACH – Mit vielen Veranstaltungen wurde im Jahr 2019 des ehemaligen Augsburger Domkapellmeisters und Komponisten Karl Kempter gedacht. Am zweiten Weihnachtsfeiertag fand auch sein Geburtsort Limbach – heute ein Ortsteil der Stadt Burgau im Landkreis Günzburg – eine besondere Form der Ehrung. In der Nähe zum Orgelaufstieg der dortigen Dorfkirche St. Stephan wurde ein Porträtrelief angebracht.

„Wenn man aus einem Bild ein Relief macht, wird es plastisch, es kommt dem Betrachter näher“, sagt der Künstler Egon Stöckle. Er ist 83 Jahre alt und wohnt in Hohenfurch im Pfaffenwinkel. Zwei Kunstpreise nennt er sein eigen, nämlich den der Diözese Augsburg und den der Stadt Landsberg am Lech. Das hell glänzende Material Aluminium wählte Stöckle, damit die Tafel unter der dunklen Orgelempore gesehen wird. In der Gedenktafel sind – nach einer Idee von Diözesanmusikdirektor Pater Stefan Kling – auch einige Noten aus Kempters bekanntestem Werk eingraviert. Seine Pastoralmesse in G-Dur wird seit Jahrzehnten im Augsburger Dom bei der Christmette aufgeführt.

Mathilde Egenberger, die Kirchenpflegerin der Pfarrei St. Stephan Limbach, wurde auf eine von Egon Stöckles Arbeiten im Augsburger Dom bei einer anderen Kempter-Gedenkveranstaltung aufmerksam. Am 17. Januar 2019, dem 200. Geburtstag des Komponisten, erklang dort die Pastoralmesse von einem großen Chor. Am Rande der Veranstaltung sah sie ein Porträtrelief des ehemaligen Augsburger Domkapellmeisters Karl Kraft, ebenfalls von Stöckle gearbeitet. Felix Landgraf, der Kunstbeauftragte der Diözese, stellte den Kontakt zwischen der Limbacher Kirchenverwaltung und dem Künstler her.

Als Termin für die Enthüllung des Kempter-Denkmals wurde der 26. Dezember gewählt, da sich an diesem Tag die Weihnachtszeit und das Patrozinium der Limbacher Kirche verbinden. Darauf ging Bur­gaus Stadtpfarrer Simon Stegmüller in seiner Predigt ein. Der Diakon Stefanus nahm ein Risiko auf sich, um von Jesus zu erzählen. Kempter nahm zur Entfaltung seiner Begabung, mit Musik von Jesus zu erzählen, auch ein Risiko auf sich, nämlich das Verlassen der Heimat. Denn nachdem er seine erste musikalische Schulung von seinem Vater erhalten hatte, dem Lehrer und Organisten in Limbach, wurde er mit zwölf Jahren zum Chorregenten von St. Ulrich und Afra, Michael Keller, ins ferne Augsburg geschickt. Dieser bildete ihn in Gesang, Klavier, Orgel und Komposition aus. 

In Limbach waren einige Teile von Kempters Pastoralmesse in einer kleineren Besetzung zu hören, geschuldet der Kleinheit der dortigen Empore. Die zwölf Sänger wurden begleitet von zwei Geigen, einer Klarinette und der Orgel. Musikalische Leiterin war Claudia Smalko, die Dirigentin des katholischen Kirchenchores von Burgau. Sie hatte das Werk als Teil eines Leitungsteams bereits für den 17. Januar in der Burgauer Stadtpfarrkirche einstudiert, mit einem großen Chor aus dem ganzen Dekanat Günzburg-Krumbach und zahlreichen Instrumentalisten.

Doch auch die Limbacher Version machte ihr Gänsehaut, wie sie nach der Veranstaltung verriet. Kempter setzt in seiner Pastoralmesse beeindruckende Kontraste zwischen den einzelnen Messteilen. Erhaben ist das Kyrie, wie ein Triumphmarsch das Gloria, sphärisch das Sanctus. Außerdem gibt es effektvolle Wechselspiele zwischen den einzelnen Stimmen und Instrumenten, zum Beispiel zwischen Frauen und Männern im Kyrie. Im Sanctus werden die Fermaten des Chores umspielt von Dreiklängen der Klarinette und der Orgel. Martin Gah

09.01.2020 - Bistum Augsburg , Kirchenmusik