Internationaler Tag des freien Sonntags

Kitt für die Gesellschaft

TUTZING – Auch die Kinder in der Pfarrei St. Joseph machten bei der von Fanfarenklängen begleiteten Aktion zum „Internationalen Tag des freien Sonntags“ am 3. März mit. Denn auch für sie ist der Sonntag als Ausflugstag und für Unternehmungen mit der Familie wichtig. Schließlich ist am Sonntag nicht nur Zeit für Gott, sondern auch für den Mitmenschen.

Eine überschaubare Gruppe von Menschen hatte sich an diesem Frühlingssonntag im Anschluss an die Sonntgsmesse vor dem Tutzinger Rathaus eingefunden, um dafür einzutreten, dass der Sonntag nicht geschäftlichen Interessen geopfert wird. Die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) machte deutlich, dass der Kampf für den Bestand des Sonntags an mehr als 50 Orten der Bundesrepublik ausgefochten wird. Mit von der Partie ist die Betriebsseelsorge, die Dienstleistungsgesellschaft Ver.di, der evangelische kirchliche Dienst in der Arbeitswelt sowie die Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der evangelisch-lutherischen Kirche.

Die KAB, deren Vertreter aus Weilheim gekommen waren, hatte auf Plakaten die Pluspunkte für den Tag des Herrn aufgelistet. Mit feurigen Worten wurde dafür geworben, der allmählichen Aufweichung des Sonntags entschieden entgegenzuwirken. Pfarrer Peter Brummer  bezeichnete den Tag des Herrn als Symbol der Freiheit. „Er ist nicht nur ein Familientag und gilt als Kitt der Gesellschaft schlechthin, sondern dient ferner als Akku für die Woche und stoppt die Gleichförmigkeit“, erklärte der Seelsorger. 

Auch seine evangelische Kollegin Dorothee Geißlinger-Henckel blies ins gleiche Horn: Natürlich sei dieser Tag auch zum Feiern da, was ein Banner vor dem Kirchenportal St. Joseph seit Jahren deutlich macht. Im Grundgesetz genießt der Sonntag Schutz. Er und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt. Er dient als Einladung an alle, selbst Anhänger anderer Religionen, Agnostiker oder Atheisten, „aus dem Alltag herauszutreten und sich auf die menschliche Endlichkeit zu besinnen“, erklärte die Pfarrerin. Einig war man sich, dass es hier nicht nur um die Ausübung der Religionsfreiheit geht. Die Bewahrung des Sonntags diene vielmehr auch der physischen und psychischen Regeneration und damit den grundgesetzlich garantierten Freiheiten des Menschen, wobei dem Schutz von Ehe und Familie eine besondere Stellung einzuräumen sei. 

Ein weiterer Aspekt, den Sonntag nicht zu opfern, ist die Forderung, das ökonomische Nutzdenken zu begrenzen. Das sprach Tutzings Bürgermeisterin Marlene Greinwald an. Sie forderte dazu auf, sich gegen die schleichende Aushöhlung des Sonntags zur Wehr zu setzen. „Der Sonntag“, so sagte sie, „ist für alle Menschen ein Tag, an dem man sich von den Gesetzen der Marktwirtschaft und dem Takt der Maschinen erholen kann.“ Allen, die am Sonntag dennoch arbeiten müssen, sagte sie ein Dankeschön. 1,8 Millionen Menschen müssten in der Deutschland am Sonntag arbeiten, damit die anderen diesen Tag genießen könnten.

Betriebsseelsorger Andreas Kohl erinnerte an das Edikt des Kaisers Konstantin, der bereits am 3. März 321 nach Christus im gesamten römischen Weltreich die Vorschrift erlassen hatte, am Sonntag die Arbeit ruhen zu lassen: „Und das ist doch schon ein Weilchen her.“

Renate Reitzig

14.03.2018 - Bistum Augsburg