Ein Werk des Münchner Bildhauers Karl Baur

Klingsmooser ließen expressionistischen
Hochaltar restaurieren

KLINGSMOOS – Ein wahres Kleinod ist der aus dem Jahr 1929 stammende Hochaltar der Pfarrkirche St. Josef Klingsmoos. Doch der Zahn der Zeit nagte an dem kunsthistorisch wertvollen, expressionistischen Werk. 

Nicht nur der Holzwurm hatte ihm zugesetzt, sondern der damals übliche Haut- und Knochenleim, mit dem die je drei Teile der beiden Hochaltarflügel verleimt gewesen waren, hatte zudem seine Haltekraft verloren. Was Schreiner Hans Schmid mit dem Alter, aber auch den dank der später eingebauten Heizung wechselnden Temperaturen in der Kirche begründet. Hinzu kam noch eine bei einer späteren Restaurierung eingefügte Querstrebe, die Spannung in die Konstruktion brachte, sodass der insgesamt circa 400 Kilogramm schwere Altar aus den Fugen ging.

Rund elf Wochen hatte die Sanierung gedauert, bis Pater Thomas Pendanam den Hochaltar in einem feierlichen Gottesdienst wieder in Dienst nehmen konnte. „Gottes Sohn, der mir seine Liebe erwiesen und sein Leben für mich gegeben hat“, übersetzte der Pfarrer die aus dem zweiten Brief des Paulus an die Galater stammende lateinische Inschrift auf den Altarflügeln.

Rund 90 Jahre alt – und somit gute 50 Jahre älter als die heutige Pfarrkirche – ist der überwiegend aus Lindenholz geschnitzte und vergoldete Altar, der noch aus dem ersten Kirchenbau der katholischen Filiale Kirchenstiftung Klingsmoos stammt, der 1922 unter dem Ludwigsmooser Pfarrer Franz-Xaver Wonhas errichtet worden war. Trotz großer Opferbereitschaft der Gläubigen konnte die neue Kirche aufgrund des allgemeinen wirtschaftlichen Niedergangs der Zwanzigerjahre und einiger schlechter Erntejahre zunächst nur notdürftig eingerichtet werden. So musste am ersten Adventssonntag 1922 die erste Messe mit einer Tabernakel-Leihgabe aus Neuburg gefeiert werden. Als Altar diente das Heilige Grab aus Ludwigsmoos, ebenfalls eine Leihgabe.

Ein Werk Karl Baurs

Erst 1928 wurde der Auftrag für den Entwurf eines Hochaltars an Professor Michael Kurz (1876 bis 1957), den überregional berühmten Kirchenarchitekten aus Göggingen bei Augsburg erteilt. Auch Hans Döllgast, der aus Neuburg stammende, bekannte Münchner Architekt, soll an dem Hochaltar-Entwurf beteiligt gewesen sein, zitiert Architekt Julian Wagner von der TU München aus dem Buch „Bauen für die Kirche – der Architekt Michael Kurz“ von Ulrike Laible. Ausgeführt und auch signiert hat ihn der Münchner Bildhauer Karl Baur (1881 bis 1968). „Der Altar ist stilistisch eindeutig ein Werk Baurs“, bestätigt Diözesankonservator Michael A. Schmid, „Kurz und Baur waren jahrzehntelang gut befreundet gewesen und haben viel gemeinsam gearbeitet“. So auch in der Lichtenauer Pfarrkirche St. Johannes Baptist, worauf Kreisheimatpfleger Manfred Veit verweist. In Klingsmoos wirkte Kurz zwar – obwohl ihm das gelegentlich fälschlicherweise zugeschrieben wurde – nicht als Kirchenbaumeister der ersten Kirche, war aber einige Jahre später an ihrer Ausstattung beteiligt. Andrea Hammerl

Die Klingsmooser wussten ihren wertvollen Altar sehr wohl zu schätzen. Als die alte, baufällige Kirche abgerissen wurde, bewahrten sie ihn auf und bauten ihn 1979 in die heutige Kirche St. Josef wieder ein. Rund 11 000 Euro investierten sie nun in die Restaurierung. Der Schreiner wendete 70 Arbeitsstunden auf, Kirchenmaler Peter Engelhardt benötigte rund 110 Arbeitsstunden, um die Blattvergoldung in mehreren Arbeitsschritten zu erneuern. 

Auf- und Abbau erfolgten in zirka 50 Arbeitsstunden mit ehrenamtlichen Helfern. Neben Johann Kiefer und Kirchenpfleger Ludwig Rieß waren das die Kirchenverwaltungsmitglieder Franz Habersetzer und Otmar Huber, Hausmeister Martin Lehmeier sowie Max Felbermeir und Martin Dreher. Der Seniorenkreis „Pfarrnachmittag“ spendete 500 Euro, die Handwerker erbrachten einige Leistungen ehrenamtlich. Andrea Hammerl