Zum Einsatz in Kirchen, Alten- und Pflegeheimen oder auch in Schulen

Kreuzweg von Karl Reidel als Videomeditation

AUGSBURG – Mit Kreuzwegen tue sie sich manchmal schwer, bekennt Ilona Thalhofer, Referentin im Seelsorgeamt für pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral. Aber die Kreuzweg­meditation, die jetzt als digitales Angebot für Pfarreien, kirchliche Institutionen oder interessierte Gläubige erarbeitet wurde, „die rührt mich an. Da werde ich so hineingezogen, wie ich das bisher bei keinem Kreuzweg erlebt habe“.

Ausgangpunkt für die Meditation des Leidensweges Jesu war das Werk des Landshuter Bildhauers Karl Reidel (1927 bis 2006) im zum Park hin gelegenen Außenbereich des Exerzitienhauses St. Paulus in Leitershofen. Dort schuf der Bildhauer 1963 die Halbreliefs für 14 Stationen. Sie sind in Beton gegossen. Der Kreuz­weg, der an einer Ziegelwand angebracht wurde, führt bewusst vom Hellen ins Dunkel und von dort wieder ins Helle. Er gilt als wichtige Arbeit im Gesamtwerk des Künstlers und wurde nach seiner Fertigstellung viel beachtet. 

Die Fotografien des Grafikdesigners Reinhold Banner aus dem Sankt Ulrich Verlag setzen den Kreuzweg nun neu ins Szene. 500 Aufnahmen habe er davon gemacht, Gesamtansichten, Details, dazu Bilder von unterschiedlichen Seitenperspektiven mit unterschiedlicher Belichtung, berichtet er. Damit entspricht er einem Anliegen von Pfarrer Ulrich Müller vom Fachbereich Liturgie, der mit Ilona Thalhofer das Konzept der digitalen Meditation erarbeitet hat. „In der Diözese gibt es so viele Kunstwerke, die man nicht mehr wahrnimmt, weil man sich an sie gewöhnt hat“, findet Pfarrer Müller.  „Da lohnt es sich, solche Zeichen neu zu betrachten.“

Ilona Thalhofer erläutert, es sei ihr darum gegangen, neue Zugänge zu den alten Glaubens­inhalten anzubieten. Das Meditationsvideo sollte auch Menschen ansprechen, die der Kirche nicht mehr so nahestehen. Es ist aber auch ein Angebot für Christen, die sich sehr wohl noch mit der Kirche identifizieren, die aber corona­bedingt nicht mehr in die Messe gehen, weil sie Angst vor einer Ansteckung haben oder sich den Regeln gegen die Seuchenübertragung nicht aussetzen wollen. „Ich erlebe in der Seelsorge zum Beispiel, dass Kirchen wochentags häufiger besucht werden als vor der Pandemie“, beobachtet Pfarrer Müller.

In dem Meditationsvideo wurden nicht die ganzen 14 Stationen des Reidel-Kreuzweges verarbeitet. „Hätten wir das gemacht, dann wäre die Meditation 45 Minuten lang geworden“, schätzt der Grafikdesigner. Man habe die Stationen ausgewählt, sagt Pfarrer Müller, die Menschen besonders berühren. Mit einer Länge von 18 Minuten sei eine Form gefunden worden, die viele ansprechen könne. Wegen der Raffung mussten auch die Texte der Diplomtheologin Claudia Nietsch-Ochs, die sie bereits für ein Bildbändchen über den Kreuzweg geschrieben hatte, gekürzt werden. Dennoch hält sie das Video für sehr gelungen.

Web-Designer Gerhard Kinader vom Sankt Ulrich Verlag unterlegte die sich ruhig entwickelnde Folge von Bildern mit Musik: „Die Idee war, die Stimmung der Töne entsprechend dem Verlauf des ursprünglichen Kreuzweges düster werden zu lassen und sie dann wieder ins Positive zu wenden.“ Es gibt Geräusche die an Fallen und Stolpern oder das metallisch klingende Schlagen eines Hammers auf Nägel erinnern. 

Weil sich verschiedene Leute mit unterschiedlichen Fähigkeiten und „mit viel Herzblut“ reingehängt haben, ist etwas sehr Überzeugendes herausgekommen, findet Ilona Thalhofer. „Wir können hier einen neuen Zugang zum Kreuzweg anbieten“, freut sie sich. Die Meditation könne in der Heiligen Woche in Kirchen, Kapellen, Meditationsträumen von Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern oder im Gefängnis in einem längeren Zeitraum angeboten werden, sagt Pfarrer Müller. Auch einen Einsatz in der Schule hält er für möglich.

Wer das Video alleine anschauen möchte, dem rät Ilona Thalhofer, wegen der Klangqualität sich einen Kopfhörer aufzusetzen und einen größeren Bildschirm zu nutzen. Ein Smartphone hält sie eher für eine Notlösung. „Unbedingt die Karten ausdrucken, die es mit kurzem Text zu jeder Station zum Herunterladen gibt“, legt sie den Nutzern ans Herz. „Die Karten, die man auch an jemand verschicken kann, der keinen Computer hat, kommen nämlich sehr gut heraus.“ Gerhard Buck

Information:

Das Video findet man im Internet unter https://pastorale-grunddienste.de/18-minuten-kreuzwegmeditation/.

25.03.2021 - Bistum Augsburg , Fastenzeit