Michael Durner hat als Mesner seinen Traumberuf gefunden

Fasziniert vom Prunkvollen

ALLMANNSHOFEN – Einen ungewöhnlichen Dienstbeginn erlebte der neue Mesner der Klosterkirche Holzen (Kreis Augsburg): Gleich nachdem die noch verbliebenen Franziskanerinnen Michael Durner das Schlüsselbrett übergeben hatten, kam die Corona-Krise. Doch Durner nutzte die Zeit, in der nichts mehr ging, und verschaffte sich einen ersten Überblick. Dabei entdeckte er so manch verstaubten Schatz aus vergangener Zeit. 

Zum Beispiel das lange nicht genutzte Kanzeltuch. Die goldene Quaste liegt noch nicht korrekt auf dem dunkelgrünen Tuch, sie baumelt einem Engel an der Kanzel ins Gesicht. „Das sollte ordentlich hängen, die Quaste in der Mitte.“ Durner zieht kritisch eine Augenbraue hoch. Eben hat er das Kanzeltuch hervorgeholt und zupft es nun über der Brüstung zurecht. 

Der junge Mann ist Perfektionist, wenn es ums Kircheninventar geht. Auch die alten Zinnleuchter stehen wieder vor dem Seitenaltar. Das Jesulein, Sinnbild der Klosterkirche, trägt ein anderes Gewand aus seinem Fundus. 

Durner hat das Mesneramt von den Franziskanerinnen übernommen, die aus Altersgründen ins Mutterhaus nach Ursberg zurückgekehrt sind. Er wusste: Als Mesner muss man früh aufstehen. Täglich, außer montags, beginnt um sieben Uhr früh der Gottesdienst, entsprechend zeitig ist sein Dienstbeginn. 

Am Wochenende startet er eine Stunde später. Neben der Vorbereitung der Gottesdienste muss der Blumenschmuck frisch, die Wäsche sauber und gebügelt sein. Durner obliegt „die Sicherung der Kostbarkeiten“, heißt es im Arbeitsvertrag. 

Pfarrer Norman d’Souza, Leiter der Pfarreiengemeinschaft (PG) Nordendorf-Westendorf, habe sich gefreut, einen Mesner gefunden zu haben, sagt Durner. Er wiederum freut sich auf das Vielfältige: „Jede Hochzeit, jede Taufe ist anders. Immer wieder habe ich es mit anderen Menschen zu tun. Alles hier ist in Bewegung. Das, und die Liebe zum kulturellen Gut, reizen mich ungemein.“ 

Zuvor Fachverkäufer

Eigentlich ist Durner Bäckereifachverkäufer – ein Beruf, in dem er einige Jahre gearbeitet hat. Sein Herz allerdings hing nie an dieser Tätigkeit. Vielmehr faszinierte ihn schon als kleiner Bub alles, was mit dem Gottesdienst zusammenhing: „Ich bin mit meiner Oma regelmäßig zur Heiligen Messe gegangen. Und da hat mich, so lange ich denken kann, das Prunkvolle fasziniert.“ Als hauptamtlicher Mitarbeiter der PG kann er sich in der Klosterkirche ins Zeug legen. Die letzten drei Franziskanerinnen führten ihn zwei mal drei Stunden durch die Kirche. 

Mit den Abläufen der Liturgie und den vielseitigen Tätigkeiten rund um die Sakristei ist Durner bestens vertraut. „Ich war in Westendorf Ministrant und Lektor und habe gerne bei sämtlichen Vorbereitungen mitgeholfen.“ 

Auch Mitglied im Pfarrgemeinderat ist er. Bei der Frage, ob das Priesteramt nie für ihn in Frage kam, schmunzelt der junge Mann: „Ich habe mal mit dem Gedanken gespielt, mich dann aber dagegen entschieden. Umso dankbarer bin ich nun, dass ich auf diesem Weg in der Kirche tätig sein kann.“

Schon nach kurzer Zeit hatte er den Überblick in den Kammern und Nischen der Klosterkirche. „Die Klosterkirche hat einen großen Bestand an Inventar. Ich wünsche mir, dass er genutzt wird. Die Gläubigen sollen ihn sehen. Gleichzeitig sollte man ihn für die Nachwelt erhalten“, erklärt er. Was für manchen jungen Christen altbacken anmutet, begeistert den jungen Mesner: „Es zeigt die ganze Pracht, dahinter die Ehrfurcht, mit der die Gläubigen früher hier gelebt haben.“ 

Judith Bornemann